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Kammerspiele der Josefstadt
Premiere: 23.11.2017

Ferdinand von Schirach

Terror

ca. 2 Stunden (Pause nach ca. 95 Minuten)

Bevor wir anfangen, möchte
ich Sie bitten, alles zu vergessen,
was Sie über diesen Fall
gelesen oder gehört haben.
Wirklich alles. Nur Sie sind
dazu berufen, hier zu urteilen,
Sie sind die Geschworenen,
die Laienrichter, die heute
über die Angeklagte Lara
Koch zu Gericht sitzen. Das
Gesetz stattet Sie mit der
Macht aus, über das Schicksal
eines Menschen zu entscheiden.
Bitte nehmen Sie
diese Verantwortung ernst.

Vorsitzender

Jeder Einzelne von Ihnen
glaubt, dass er sich auf seine
Moral, auf sein Gewissen verlassen
kann. Aber das ist ein
Irrtum.

Staatsanwältin

Ferdinand von Schirachs Erfolgsstück Terror behandelt ein moralisches Dilemma in erschreckend aktueller Form: Ein Terrorist entführt ein Flugzeug mit 164 Menschen an Bord. Sein Ziel ist ein mit 70.000 Menschen vollbesetztes Fußballstadion. Kampfpilotin Lara Koch trifft entgegen ihrer Befehle eine Entscheidung: Sie schießt das Flugzeug ab und wählt somit "das kleinere Übel".
Doch gibt es "das kleinere Übel" überhaupt, wenn Menschen sterben? Darf man ein Menschenleben gegen ein anderes aufwiegen? Das Gesetz sagt nein, doch was sagt Ihr Gewissen? Gilt das Gesetz auch noch, wenn das Furchtbarste unabwendbar eintreten wird?
Die theoretische Versuchsanordnung wird für Sie real, wenn Sie als Geschworene am Ende über das Schicksal von Lara Koch entscheiden.

Ferdinand von Schirach wurde 1964 in München geboren. Er arbeitete 20 Jahre als Strafverteidiger. Mit seinem Debüt "Verbrechen" gelang ihm 2009 auf Anhieb der Durchbruch als literarischer Autor. "Terror" ist sein erstes Theaterstück.

Der österreichische Filmregisseur Julian Pölsler (aktuell in den Kinos "Wir töten Stella") hat für sein Theaterregie-Debüt Schirachs Gerichtsdrama ungewöhnlich besetzt: das Ensemble ist ausschließlich weiblich - von der Gerichtsvorsitzenden, Staatsanwältin, Verteidigerin bis hin zur angeklagten Kampfjetpilotin.

<link http: terror.theater _blank>Abstimmungsergebnisse bisheriger Aufführungen weltweit.

An folgenden Tagen wird es im Anschluss an die Vorstellung Publikumsgespräche geben:
Mi, 3. Jänner 2018
Di, 16. Jänner 2018
Mi, 7. Feburar 2018
Do, 8. Februar 2018
Di, 13. März 2018
Di, 10. April 2018

<link http: medienereignis-urteil.univie.ac.at _blank>"Terror - Ihr Urteil" Dimensionen eines Medienereignisses
Internationale Tagung von Fr. Ao.Univ.-Prof Dr. Mag. Eva Flicker

In den Kammerspielen - die Bühne von Walter Vogelweider als aseptisch sauberer Gerichtssaal - überrascht Regisseur Julian Pölsler mit einer Art inszenatorischem Coup, indem er alle sieben Rollen weiblich besetzt. Als Vorsitzende führt Julia Stemberger souverän durch die Verhandlung; Susa Meyer agiert als Staatsanwältin routiniert; Martina Stilp-Scheifinger ist eine überzeugende Verteidigerin; Alexandra Krismer ein besonnener Offizier mit strengem Scheitel, und Pauline Knof als angeklagter Kampfpilotin Lara Koch sieht man die Konzentration und Anspannung von der Verlesung der Anklageschrift bis zur Urteilsverkündung förmlich an. In Schirachs Vorlage behauptet sich die Staatsanwältin gegenüber einer Männerriege - durch das weibliche Wiener Ensemble konzentriert sich die Handlung noch intensiver auf den eigentlichen Fall, da jedes zwischengeschlechtliche Intermezzo wegfällt. Überhaupt vertraut die Inszenierung dem Text, scheut nicht vor einer gewissen Nüchternheit zurück, die Gerichtsdramen häufig mit sich bringen. Ohne große Regiesetzungen wird die Verhandlung betont sachlich dargeboten. Das verdichtete Kammerspiel macht sich bezahlt: Dem Ensemble gelingt es juristisch komplexe Fragen fesselnd zu verhandeln.
(Wiener Zeitung)

Als nuanciertes Spiel für ein vielschichtiges Damenensemble hat Julian Pölsler das Gerichtsdrama "Terror" in den Wiener Kammerspielen inszeniert. Verblüfft stellt man fest, dass in dieser überraschend melancholischen Version Terror kaum etwas anderes ist als eine verfassungspatriotische Ausgabe von Schillers Maria Stuart. Die wichtigste Frau im Amazonenland heißt Justitia. Ihre Statue wacht mit Schwert und Waage über den gedeihlichen Fortgang der Verhandlung, in der alle menschlichen Aspekte verdampft scheinen. Pölslers Inszenierungscoup liegt in der finalen Umdeutung des schematischen Stücks. Es endet als Requiem auf die (fiktiven) Opfer. Deren Namen und Lebensdaten drücken stellvertretend aus, was keine noch so gewitzte Kasuistik darzustellen vermag; 164 individuelle Leben. Der Jubel galt solchen feinen Bedeutungsverschiebungen.
(Der Standard)

Das Gerichtssaaldrama "Terror" des Autors Ferdinand von Schirach wird vom namhaften Filmregisseur Julian Pölsler einer Spezialbehandlung unterzogen: Es spielt im neutralen Raum, und sämtliche Mitwirkende sind Frauen. Letztgenannte Maßnahme hat den Vorteil, die zwischendurch arg juristischen-theoretische Angelegenheit zu emotionalisieren. Diesen Schwebezustand zwischen der Abstraktion eines rechtsphilosophischen Seminars und geschickt elaborierten Emotionen herzustellen, ist nicht einfach, gelingt den mitwirkenden Schauspielerinnen aber eindrucksvoll. Ein sehenswerter Abend!
(Kronen Zeitung)

Der österreichische Filmregisseur Julian Pölsler hat an den Kammerspielen Schirachs Gerichtsthriller ausschließlich mit Schauspielerinnen, einem formidablen Damen-Ensemble, besetzt. Das weist den grandiosen Personenführer Pölser aus. Julia Stemberger als Richterin und Pauline Knof als Angeklagte Lara Koch haben sich durch ihr ausdrucksstarkes Spiel und ihre Bühnenpräsenz ins Zentrum des Ensembles manövriert.
(News.at)

Regisseur Julian Pölsler inszenierte hier ein überaus starkes Frauenpower-Ensemble, das völlig ohne männliche Mitwirkung auskommt. Pauline Knof als Kampfpilotin Lara Koch von einer ganz neuen Seite, hinreißend besonnen Susa Meyer, stark und am Punkt Martina Stilp-Scheifinger, taff und höchst professionell Julia Stemberger, großartig Alexandra Krismer und Silvia Meisterle berührend. Walter Vogelweider rückt Justitia, die Göttin der Gerechtigkeit, als mächtige Steinskulptur in den Mittelpunkt der kargen Gerichtssaal-Bühne und erinnert den Zuseher somit immer wieder (bewußt oder unbewußt) daran, das Gesetz und nicht den "Hausverstand" entscheiden zu lassen.
Ein höchst gelungenes Justiz-Spiel mit einem außergewöhnlich gut formierten Damen-Ensemble. Sehenswert!
(heute.at)

Regie
Julian Pölsler

Bühnenbild
Walter Vogelweider

Kostüme
Ingrid Leibezeder

Video
JRP Artman

Musik
Uwe Felchle

Dramaturgie
Cinja Kahl

Licht
Franz Henmüller

Video-Assistenz
Jonas Röthlin

Vorsitzende
Julia Stemberger

Lara Koch, Angeklagte
Pauline Knof

Biegler, Verteidigerin
Martina Stilp-Scheifinger

Nelson, Staatsanwältin
Susa Meyer

Christine Lauterbach
Alexandra Krismer

Franziska Meiser
Silvia Meisterle

Wachtmeisterin
Gioia Osthoff