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Theater in der Josefstadt
Premiere: 19.04.2012

Eugene O'Neill

Eines langen Tages Reise in die Nacht

ca. 1 Stunde, 40 Minuten, keine Pause

Deutsch von Michael Walter

Es gibt nur wenige Dramatiker, bei denen so enge Zusammenhänge bestehen zwischen Leben und Werk wie bei O'Neill, und es gibt nur wenige Stücke, die in so engem Sinne autobiographisch sind wie "Eines langen Tages Reise in die Nacht". Kaum verhüllt entwirft der Autor in diesem Drama ein Bild seiner eigenen Familie. Das Stück entstand im Jahr 1941, als sowohl O'Neills Eltern als auch sein Bruder schon mehrere Jahre tot waren. Dennoch hinterlegte O’Neill das Stück bei seinem Anwalt und verbot dessen Publizierung bis fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod. Zu tief schien der Einblick in die Ängste und Nöte der Familie O’Neill, zu ehrlich die Selbstanalyse, die der Autor in diesem Schlüsseldrama machte. O’Neills Witwe Carlotta setzte sich schließlich über dieses Verbot hinweg und gab das Stück für die Bühne frei.

(...)Fischer lässt der Tragik in seiner schnörkellosen Inszenierung den nötigen Raum - ohne es dabei mit dem im Stück fest verankerten Pathos (will es O’Neill doch mit "Blut und Tränen, geboren aus frühem Schmerz", geschrieben haben) zu übertreiben. Im Gegenteil, er kitzelt den traurigen Witz der Charaktere hervor und verlässt sich dabei auch auf die Wirkung des hervorragend besetzten Ensembles.(...)Als egozentrischer Tyrone brilliert Lohner - der entgegen seiner mehrfachen Ankündigung eines Karriereendes schon die zweite Premiere in kürzester Zeit an der Josefstadt gefeiert hat. Von Szene zu Szene betrunkener werdend und gefangen in seiner Unfähigkeit, die Liebe zur Familie über seinen Geiz und Ehrgeiz zu stellen, wütet er durch die Szene. Aber auch Maier als schon längst am Leben zerbrochene Ehefrau und das versagende Brüderpaar Gertken und Dangl stehen Lohner um nichts nach. Auch das Bühnenbild (Herbert Schäfer, Vasilis Triantafillopoulos) schafft den Spagat zwischen der bedrückenden Enge und Zurückhaltung. So bietet das ebenso klare wie karge Wohnzimmer eine breite Spielfläche, die die Entfernung der Familienmitglieder deutlich macht - doch das dahinter liegende Schwarz-Weiß-Panorama eines asiatischen Gemeindebaus symbolisiert gleichzeitig die Bedrängnis, die alle betrifft. In der Kombination von Schauspielern, Regie, Ausstattung und der von Dramaturg Herbert Schäfer erstellten Textfassung gelingt es so, ein Stück, das schon beim Überfliegen des Kurzinhalts Depressionen hervorrufen könnte, erfolgreich auf die Bühne zu bringen - wie auch am Premierenapplaus zu erkennen war.
(ORF)

(...)Die deutlichsten Behauptungen dieses eindreiviertelstündigen Abends liegen alsdann im Bühnenbild. Es offenbart den Geiz dieser nur scheinbar großzügigen Welt: die ohnehin spärlichen Möbel sind entweder zu klein (Couch) oder richtig billig, wie der Esstisch, um den sich verschiedenartige, zusammengeknauserte Sessel gruppieren. Er ist immerhin das Kernmöbelstück eines intakten Heims; und an diesem Tyroneschen Esstisch, der aussieht, als wäre er in einem Wartesaal übrig geblieben, lässt sich der Zerfallszustand der Familie ablesen.
(Der Standard)

Torsten Fischer, der den Text radikal zusammen strich(...), inszenierte diese Familienhölle gnadenlos und ohne Aussicht auf Hoffnung. Sie alle spielen uneitel, dicht, wahrhaftig und ergreifend.(...)Nichts in dieser schonungslos ehrlichen Inszenierung spendet Trost. Wer das ertragen kann, findet eine bemerkenswerte Aufführung.
(Kurier)

Helmuth Lohner als der einst bejubelte Mime hat starke Momente, wenn er als im Grunde hilfloser, selbstmitleidiger Beobachter des Familiendesasters unter Berufung von Shakespeare den Komödianten hervorkehrt und zu gleich seine Bildungslücke offenbart.(...)Wie sehr die beiden Söhne einander in Hassliebe verbunden sind, wird bei deren nächtlicher Auseinandersetzung eindrucksvoll deutlich: Markus Gertken bringt überzeugend Jamies Zwiespalt zwischen Eifersucht und Zuneigung für den gehätschelten, kränkelnden jüngeren Bruder zum Ausdruck(...).
(Wiener Zeitung)

Big Drama.
(Falter)

Fischer vertraut auf die Kraft seines kleinen Ensembles, das sich der gegenseitigen Zerfleischung mit aller schauspielerischen Kraft hingibt. Angeführt wird das Quartett von Helmuth Lohner als gealtertem Schauspieler und knausrigem Spekulanten. Lohner macht Tragik, aber auch die Liebe zu den Seinen spürbar, die hinter seinen schnarrenden, vom Whiskey gelockerten, wilden Klagsreden liegt. Ulli Maier als morphiumsüchtige Mutter imponiert in ihrem Kampf, der Einsamkeit trotz Anwesenheit ihrer Lieben zu entfliehen: Sie macht die Realität O’Neills am besten spürbar.
(Kronen Zeitung)

Überzeugend wirkt(...)Gertken in der Rolle des sich auflehnenden Sohnes. Eine starke Vorstellung.
(Die Presse)

Jubel für Helmuth Lohner und Ulli Maier in O'Neills beklemmender Familientragödie.(...)Spannendes, intensives von Torsten Fischer kompakt inszeniertes Schauspieler-Theater; Lohner als James Tyrone ist ein Tyrann, wie er im Buche steht, krankhaft geizig und zur Trunksucht neigend. Seine Ehefrau Mary - Ulli Maier verkörpert sie brillant - ist Morphinistin.
(Österreich)

Regie
Torsten Fischer

Bühnenbild und Kostüme
Herbert Schäfer

Bühnenbild und Kostüme
Vasilis Triantafillopoulos

Dramaturgie
Herbert Schäfer

Licht
Emmerich Steigberger

Ton
Thomas Haas

Ton
Michael Huemer

Ton
Karl Szalay

James Tyrone
Helmuth Lohner

Mary Cavan Tyrone, seine Frau
Ulli Maier

James Tyrone jr., ihr älterer Sohn
Markus Gertken

Edmund Tyrone, ihr jüngerer Sohn
Michael Dangl