Premiere: 03.09.2022
Edward Albee
Die Ziege oder Wer ist Sylvia?
(Anmerkungen zu einer Bestimmung des Tragischen)
ca. 1 Stunde, 50 Minuten, keine Pause
Deutsch von Alissa und Martin Walser
Ich streckte meine Hände durch den Drahtzaun, und sie kam auf mich zu, legte ihr Gesicht in meine Hände, stupste ihre Nase gegen meine am Zaun und … und schnupperte.
Martin
Martin, erfolgreicher und preisgekrönter Architekt, feiert seinen sechzigsten Geburtstag. Sein bester Freund hat ihn deshalb um ein Fernsehinterview gebeten, doch Martin wirkt unkonzentriert, unkooperativ. Nach und nach ringt er sich zu einer Erklärung durch: Er hat sich leidenschaftlich verliebt, just auf dem Land, wo er eigentlich Ausschau nach einem pittoresken Refugium für sich und seine Frau Stevie gehalten hatte, mit der er seit Jahren ein bestechend harmonisches Eheidyll lebt. Nun stellt ein Seitensprung per se schon eine Zerreißprobe für eine Beziehung dar, doch Martin hat noch mehr zu offenbaren: Bei seiner Angebeteten handelt es sich nämlich um eine Ziege.
Edward Albee lässt die heile Welt seiner Protagonist*innen zwar von einer Sekunde auf die andere zerbrechen, doch tut er dies auf sehr komische, unterhaltsame und überaus menschliche Weise.
Altersempfehlung: ab 16+
Sandra Cerviks erstickter Schrei zerreißt die Seele. Das ist der Höhepunkt des Abends. Auch Joseph Lorenz als Martin, Michael Dangl als Ross und (ganz besonders) Julian Valerio Rehrl als Billy schlagen sich glänzend, wenn sie eineinhalb der rund zwei pausenlosen Stunden Spieldauer von Edward Albees "Die Ziege oder Wer ist Sylvia" einander anschreien.
(Wiener Zeitung)
In den Kammerspielen der Josefstadt ist eine furiose Schlacht der Worte zu sehen. Regisseur Elmar Goerden steigert Albees Wortwitz zum deftigen Komödienwerk. Er versucht, damit eine Künstlichkeit zu erzeugen, die den Wahnsinn erst darstellbar und verhandelbar macht. In posttragischen Zeiten kann das Tragische nur in einer aus den Fugen geratenen Konversationskomödie fortleben. Michael Dangl als lustvolle Karikatur eines schlamperten linken Journalisten und Billy (Julian Valerio Rehrl) als der Empfindsamkeit der Goethe-Zeit entsprungener Sohn geben hier treffliche Sidekicks.
(Der Standard)
Regie
Elmar Goerden
Bühnenbild und Video
Silvia Merlo
Bühnenbild und Video
Ulf Stengl
Kostüme
Lydia Kirchleitner
Dramaturgie
Silke Ofner
Licht
Manfred Grohs
Martin
Joseph Lorenz
Stevie
Sandra Cervik
Ross
Michael Dangl
Billy
Julian Valerio Rehrl