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Theater in der Josefstadt
Premiere: 19.11.2015

Georges Feydeau

Der Gockel

ca. 1 Stunde, 40 Minuten, keine Pause

Deutsch von Elfriede Jelinek

Sie wissen ja wie’s so geht! Eines schönen Tages trifft man sich auf dem Standesamt … man weiß nicht recht wieso … es hat sich halt so ergeben … Man stellt Ihnen irgendwelche blöden Fragen … Sie antworten "ja", einfach so, weil Leute da sind … und wenn dann alle weg sind, kommt man drauf, dass man verheiratet ist. Und zwar für immer.
Pontagnac

In Feydeaus Farce gibt es drei Ehepaare; die Vatelins, die Pontagnacs, die Soldignacs; den Junggesellen Redillon; die freiberufliche Kokotte Armandine. Die erotischen Verschlingungen zwischen diesen acht Figuren stellen sich so dar: Monsieur Vatelin hatte vor Jahren ein Verhältnis mit Maggy Soldignac; das darf nicht ans Licht kommen, zumal da sie es wieder anzuheizen unternimmt. Lucienne Vatelin spielt mit dem Gedanken, ihren Mann mit dessen Freund Pontagnac oder mit dem um sie werbenden Redillon zu betrügen, falls – was sie fürchtet – ihr Mann sie betrügen sollte. Pontagnac, seiner eigenen Frau überdrüssig, versucht mit allen Mitteln, die seines Freundes zu verführen. Clotilde, seine Frau, will ihn mit Redillon betrügen, falls er sie – mit wem auch immer – je betrügen sollte und sie ihm auf die Spur kommt. Monsieur Soldignac will mit Hilfe von Vatelin versuchen, seine Frau Maggy beim Ehebruch zu erwischen. Maggy aber versucht gerade verzweifelt, eben denjenigen, den ihr Mann sich zu seinem Vertrauten ausgewählt hat, Vatelin, zu verführen – welcher darauf gar nicht so scharf ist. Redillon ist schließlich durch ein Verhältnis mit Armandine so entkräftet, dass er einem Angebot von Lucienne Vatelin nicht nachkommen kann. So kommt es, als es zu etwas kommen könnte, ordnungsgemäß zu nichts. Und weil Feydeau dafür eine komische, obendrein schadenfrohe Begründung gefunden hat, wird die doch eigentlich traurige Tatsache, dass die Eheleute im Käfig der Regeln eingesperrt bleiben, lachend übersehen.
Ernst Wendt

Ich gehöre nicht zu denen, die in Freuden gebären. Indem ich den Wahnwitz organisiere, der die Heiterkeit des Publikums entfesseln wird, fühle ich mich nicht erheitert. Ich bewahre den Ernst, das kalte Blut des Apothekers, der die Arznei bereitet: ein Gramm Verwicklung, ein Gramm Pikanterie, ein Gramm Beobachtung. Und ich rühre diese Elemente so sorgfältig, wie es mir möglich ist, zusammen.
Georges Feydeau

Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass in dieser Vorstellung aus künstlerischen Gründen geraucht wird.

Josef E. Köpplinger inszeniert George Feydeaus "Der Gockel" stilsicher und rasant. Das große Ensemble beweist erneut sein komödiantisches Können.
Solch eine rasante Farce verlangt besondere Präzision. Im Theater in der Josefstadt hat Josef Ernst Köpplinger das Stück mit einem bestens eingespielten Ensemble lustvoll umgesetzt. Zugleich verlangt Elfriede Jelineks strenge Übersetzung von "Le dindon" Disziplin selbst im Exzess. 19 Personen tollen für 100 Minuten fein choreografiert über die Bühne.
Die Josefstädter gehen mit dieser Doppelmoral wirklich gekonnt um, dafür gab es bei der Premiere am Donnerstag verdient kräftigen und lang anhaltenden Applaus. Was für aufgeblasene Gockel gibt es hier zu bestaunen: Michael Dangl besticht als Herr Vatelin durch selbstbewusste Ignoranz, die aufs Prächtigste in Verzweiflung umschlagen kann, Pauline Knof spielt als seine Gattin, Lucienne, diverse Facetten von Empörung, Rachsucht und Naivität. Robuster ist der überraschende Besuch aus England angelegt: Siegfried Walther (Soldignac) ist ein perfekter komischer Charakterkopf und Alexandra Krismer seine nicht minder ulkige Gattin, Maggy, die auf der Männerjagd stets bis zum Äußersten geht. Dominic Oley als nicht minder aggressiv dem anderen Geschlecht nachstellender Pontagnac hat in Silvia Meisterle (Clotilde) eine Frau, die sehr rasch weiß, was läuft. In ihrer Rache erkennt sie sogar so etwas wie Frauensolidarität an. Ins Absurde getrieben sind die Auftritte des Ehepaares Pinchard (Martin Zauner, Susanna Wiegand). Roman Schmelzer (der Frauenschwarm Rédillon) und Susa Meyer als an der Sexfront erfahrene Kämpferin Armandine setzen starke, sogar turnerische Akzente.
Das Uhrwerk surrt, Schwindel erregend rasch gehen die Türen auf und zu, aber stets im Takt. Da kann sich die Regie sogar einen kleinen Gag mit Édith Piaf leisten, der kleinen Prophetin des freien Pariser Lebens. Man hört ihre Stimme, aber wenn das Nichtbereuen in ihrem Chanson bereits beschlossene Sache ist, hängt die Platte. Ganz am Schluss, in einem fast versöhnlichen Moment, stimmt das Ensemble in dieses Lied ein, und auch jetzt bleibt man hängen. Diese liebenswürdig-frechen Lebenskünstler sind in einer Endlosschleife gefangen. Spätestens heute Nacht werden wieder Türen knallen.
(Die Presse)

Jubel in der Josefstadt nach der Premiere von Georges Feydeaus "Der Gockel", einem Klassiker für Freunde pikanter Verwirrspiele.
Leichte Kost in schweren Zeiten serviert das Theater in der Josefstadt. Alles schnurrt ab präzise wie ein Uhrwerk.
Urkomisch, wahnwitzig und vor allem zeitlos ist die Farce "Der Gockel" von Georges Feydeau, der der bürgerlichen Gesellschaft im leichtlebigen Paris um das Jahr 1910 einen Spiegel vorhält.
In der temporeichen Regie von Josef E. Köpplinger und in der sprachbrillanten Übersetzung von Elfriede Jelinek ist die turbulente Verwechslungskomödie voller List, Lügen und Affären in den 1960er Jahren - vor der sexuellen Revolution - angesiedelt.
Alles dreht sich um liebeshungrige Menschen und Seitensprünge ohne Ende. Es fällt nicht leicht, die vielen amourösen Beziehungen zu durchschauen. In der turbulenten Boulevardkomödie voller List, Lügen und Affären erweist sich Dominic Oley Pontagnac, der Gockel, als ein Filou erster Güte. Für viele heitere Momente sorgen neben dem Schwerenöter auch Michael Dangl als am Ende reuiger Seitenspringer und Pauline Knof am Sprung zum Rache-Gspusi.
Ein Feuerwerk aus pointiertem Wortwitz und furioser Situationskomik! Ein vergnüglicher Theaterabend!
(KURIER)

Am Donnerstag hatte "Der Gockel", eine Art frivoler "Reigen" auf Speed, im Theater in der Josefstadt Premiere. Regisseur Josef E. Köpplinger arbeitet die mannigfaltigen Motivationen zum außerehelichen Beischlaf in diesem Stück heraus. Da gibt es den erwähnten Überdruss, da gibt es das langfristige, unerfüllte Begehren, da gibt es die nymphomanische Enthemmung - und da gibt es die Affäre als Strafe für selbst erfahrenen Betrug. Das Bühnenbild versetzt das schamlose Spiel optisch in ein biederes 50er-Jahre-Ambiente - ein vielsagender Gegensatz zur Explosion der Unmoral auf der Bühne - sozusagen als Swingerclub für Zugeknöpfte. Das rasant spielende Ensemble ist vor allem im turbulenten zweiten Akt furios. Keine Pointe, die nicht sitzt, keine Tür, die zu spät knallt. Martin Zauner und Susanna Wiegand sind als Ehepaar Pinchard komödiantisches Edelpersonal, Siegfried Walther und Alexandra Krismer als Ehepaar Soldignac suhlen sich im englischen Akzent, sie außerdem in Liederlichkeit, er in Dreistigkeit. Michael Dangl nimmt man den nach einem  einmaligen Seitensprung um Moralwiederherstellung bemühten Vatelin ab - soweit man das überhaupt soll. Pauline Knof schafft als Lucienne die Balance zwischen kühler Kontrolle und hektischer Hysterie. Dominic Oley wiederrum als Pontagnac, der unglückliche Stalker der Madame Vatelin, lebt das Gefühlschaos.
(Wiener Zeitung)

Josef E. Köpplinger zeigt im Theater in der Josefstadt eine perfekte Mechanik.
Wie die Zahnräder eines perfekt kalibrierten Uhrwerks greifen Stichworte, Gesten und Bonmots dabei auf mitunter unwahrscheinlichste Weisen ineinander und treiben die Handlung ohne Verschnaufpause, dafür aber mit allerlei Verwechslungen und Slapstick voran. Ja, so geht Georges Feydeau!
Während die Männer als Rockschößchen (Kostüme: elegant von Alfred Mayerhofer) jagen, sinnen die Frauen auf Rache - zumindest jene, die nicht schon selbst die Zügel (Susa Meyer) oder Peitsche (Alexandra Krismer) in der Hand haben. Ein ständiges Kommen und Gehen in Privatgemächern und Hotelzimmer (weniger verwinkelt als die Handlung: die tolle Bühne von Judith Leikauf und Karl Fehringer) ist die Folge, hinterlässt aber unerlöst.
Das läuft hier wie geschmiert, dafür gibt es verdient tosenden Applaus für das ganze Team.
(Der Standard)

Weggelockt von den trüben Gedanken in diesen grauslichen Zeiten wird man sofort im Theater in der Josefstadt.
Die Wahl der großen Bühne für Feydeaus turbulente Farce hat sich bezahlt gemacht: Köpplinger hat so viel Platz für die grotesken Zusammentreffen, für die rasanten Szenen, in denen sich treulose, bürgerliche Ehemänner, arg schmachtende Galane und naive Provinzler verheddern.
Feydeaus Hiebe auf die spießbürgerliche Scheinmoral, auf die Lust der Lüstlinge, auf intrigante Verliebte etc. sitzen noch immer. Da passt auch noch die Wirtschaftswunderzeit, in die Köpplinger seine Inszenierung legt (gelungen und elegant die Kleider der Damen von Alfred Mayerhofer), Zeitgeist wie Zeigefinger vermeidet er glücklicherweise ganz.
Und das ist gut so - und gut für das flott bis rasant drauflosspielende Ensemble der Josefstadt im Liebeswahn: Dominic Oley als "Gockel" Pontagnac ist ein Springinsfeld in Sachen Anbetung und Intrige, der sich im eigenen Netz verfängt. Rund um ihn Skurriles, Witziges, aber kein Moment übertrieben Grelles.
(Kronen Zeitung)

Der Josefstadt ist mit "Der Gockel" in der sprachlich pointierten Übersetzung von Elfriede Jelinek ein veritabler Vorweihnachtshit gelungen.
Georges Feydeau hat sich seine Unsterblichkeit zwischen Posse, Farce und Komödie erschreiben. Tiefgang darf da niemand erwarten. Aber Unterhaltung pur.
Josef E. Köpplinger, der mit der Lust am Heiteren, am Komödiantischen bestens umzugehen versteht, inszeniert. Der die Klipp-Klapp-Mechanik der Feydeau'schen Lustspielmaschinerie zügig beschleunigt. Und der genau weiß: Wahnwitz verlangt ein hohes Tempo.
Ob eheliche Rösselsprünge und Seitensprünge, hanebüchene Verwechslungen und halsbrecherische Ausreden: Alles ist exakt durchkonstruiert. Alles schnurrt nonstop ab mit der Präzision eines Uhrwerks.
Dominic Oley spielt seine erste Hauptrolle am Haus mit viel Körpereinsatz, "ein bisschen verheiratet", aber eigentlich ein Windhund, ein liebeshungriger Gockel, der vom Sockel stürzt.
Michael Dangl und Roman Schmelzer sind im rasanten Räderwerk der Irrungen, libidinösen Wirrungen, Gelüste und der männlichen Untreue abwechselnd erotische Abenteurer und Profiteure in frivol doppeldeutigen Situationen.
So dass "die verzweifelte Komik einer Komödie" sichtbar wird, so Jelinek, "in der der Mann die Frau besitzt und auf sein Eigentum aufpassen muss, während er für sein eigenes außereheliches Amüsement" größte Anstrengungen unternimmt.
Pauline Knof ist in der Eskalation heimlicher Verabredungen, Lügen, Versteckspiel und Verwicklungen zu einem Rache-Gspusi entschlossen, um auszukosten, was Alexandra Krismer und Susa Meyer ohne moralische Skrupel längst für sich beanspruchen. Denn wie singt die Edith Piaf: "Non, je ne regrette rien."
(KURIER)

Intrigen und Skandale zum Schieflachen
In der Josefstadt-Premiere des schrillen Lachtheaterstücks "Der Gockel" von Georges Feydeau in der pointierten Übersetzung der österreichischen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek gelingt es dem Operetten-Regisseur Josef E. Köpplinger mit viel Tempo und Lautstärke den entfesselten Wahnwitz des Autors spürbar zu machen. Feydeau erzählt die Geschichte mehrerer liebeshungriger Lebemänner und Ehefrauen, die einander mit aberwitziger Leidenschaft verfolgen und durch diverse Intrigen in die absurdesten Situationen schlittern. Im Bühnenbild von Judith Leikauf und Karl Fehringer brillieren Pauline Knof, Michael Dangl und Dominic Oley.
(Österreich)

Josef E. Köpplinger ist der regierende König der Komödie. Nach seinem bilderbuchbunten "Weißen Rössl" an der Volksoper beschert er nun dem Theater in der Josefstadt einen großartigen "Gockel". Seine Inszenierung von Georges Feydeaus Farce fährt vom Start weg im sexten. Alle sind hier hibbelig bis hypernervös bis Hummeln-im-Hintern, als hätte Louis de Funès als himmlischer Pate über dieser Produktion gestanden.
Des Vaudevillemeisters kritische Begutachtung einer Gesellschaft, in der sich's alle richten, bis auf den einen, der von ihr am Ende ausgespien wird, lässt Köpplinger außen vor, er will unterhalten. Die Verhältnisse, sie sind schon so. Man muss schließlich nicht an jedem Theaterabend mit den drei Fs aufzeigen. Flüchtlinge, Freihandelsabkommen, FPÖ - die Josefstadt unter Direktor Herbert Föttinger engagiert sich sowieso. Köpplinger setzt aufs vierte - F wie Liebes-Spiel. "Der Gockel" ist ein wunderbares Ensemblestück für 10 Darsteller, und weil Köpplinger sich nicht regieabarbeitet, sondern hier hochmusikalisch choreografiert, hat sich der Klangkörper der Josefstadt auf ein Vivacissimo eingestimmt.
Den Inhalt des "Gockel" zu erzählen, ist ein Stück Kunst für sich. Es gibt vier Ehepaare und zwei Solisten und es will beinah jeder mit fast jeder. Schnell jedenfalls, weil jeweils der, der nicht soll, in der Tür steht. Oder unter dem Bett liegt. Oder aus dem Schrank kommt. Wenn hier irgendjemand zu irgendetwas oder überhaupt kommen würde, wären sie allesamt betrogene Bürger, aber so...Der Salonklippklapp ist ein ständiger Interruptus, wie "Gockel"-Darsteller Dominic Oley im Gespräch sagt. Er wird es auch sein, für den schließlich Schluss ist mit Kissenschlacht. Elfriede Jelinek als Übersetzerin hat Feydeaus Jahrhundertwende an diese herangezogen, sie macht Feydeau zum Frauenversteher. Die Herren sind - bis auf Martin Zauner - eher halbe Hähnchen, mehr Pantoffelhelden als Schürzenjäger, mehr waidwund als -mann; die Amazonen blasen zum erotischen Halali. Die Geschlechter schenken sich nichts, dafür einander kräftig ein. Köpplinger setzt auf Dominaeffekt.
Und auf die 1960-er Jahre. Die retrochicen Figuren bewegen sich, heißt: sie knallen und fallen, über Zebrawollteppiche, unter Deckenleuchten, als Hätte Louis Weisdorf wieder seinen Turbo eingeschaltet, zwischen Coffee Table und Daybed (Bühnenbild: Judith Leikauf und Karl Fehringer, Kostüme: Alfred Mayerhofer). Aus dem Plattenspieler, ja, den gibt's noch, sing die Piaf. Die Platte hängt, wie das Verlangen. Je ne regrette rien...regre...regr...Das waren noch Zeiten. Die sexuelle Revolution der 68er hat schon den Fuß in der Tür, sonst aber keine entscheidenden Körperteile. Alles atmet ängstlich Erwartung, weil der Aufbruch ins neu wie zum Greifen scheint, aber bis es soweit ist, bleibt die Biedermannsmoral ein sicherer Ruhepolster.
Köpplinger zeigt die Welt, in der Contenance eine Konvention ist. Vernichtende Blicke und wegwerfende Gesten sagen mehr als das Unausgesprochene, wobei ausgesprochen spannend ist, in wie viele Nuancen man Ja sagen kann. Die Schauspieler fechten Feydeaus Wortscharmützel mit feiner Florettklinge aus. Sie relativieren ihre Versprechen mit Versprechern. Sie behelfen sich gegen die Unzulänglichkeiten ihrer Existenzen mit Drüber-, Zwischen- und Beiseitereden. Keiner tut, was er soll, keienr kann, wie er will. Nur in den seltenen Augenblicken, in denen einer nicht mehr an das denkt, was er sagt, sagt er, was er denkt. Den Höhepunkt, wiewohl diesen eigentlich nicht, hat das Ganze im Hotel, wo Nerven und Popos blank liegen. Die Sache mit der Zimmer-Nummer ist nämlich gar nicht so leicht zu vollziehen. Köpplinger formuliert auch noch das kleinste Detail aus und erschafft so eine Reihe reizender Randalierer und aufsässiger Angestellter für die Supporting Actors, wie Ljubiša Lupo Grujčićs planlosen Kommissar, Matthias Franz Steins servilen Hoteldirektor oder den Hotelpagen Josef Ellers, die Kammerdiener der Alexander Strobele und Absenger und - ein Highlight! - das entschleunigt schlurfende Dienstmädchen von Karoline Kucera.
Dominic Oley als "Gockel" Pontagnac und Michael Dangl als Vatelin stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Glaubt sich zweiterer gut verheiratet, ist für ersteren die Ehe "ein Roman, den ich schon zu oft durchgeblättert habe". So wie Dangls - pardon im Zusammenhang - stocksteifem, gequälten Vatelin der aufgezwungene Seitensprung keinen Spaß macht, so ist bei Oleys Pontagnac die Lust los. Selten hat jemand so charmant die größten Unverschämtheiten serviert, nachdem er sich frech im eigenen Lügenkonstrukt verfangen hatte. Der vorbildliche Ehemann hingegen betrügt seine Frau nie, ohne sie dabei aufrichtig zu bedauern. Dennoch geht das ungleiche Paar gemeinsam durch Freud und Frauen. Sigmund kommt übrigens vor, ein Zahntraum, man weiß ja, was das bedeutet. Roman Schmelzer kommt als Hausfreund Rédillon über den Aperitif nicht hinaus, muss aber angesichts geballter Weiblichkeit ohnedies w.o.-geben. Siegfried Walther wandelt als brillanter Britverschnitt Soldignac auf Amors Spuren. Martin Zauner ist ein herrlich herrischer Pinchard. Der schleicht zwar nicht auf Freiersfüßen umher, aber Zauner spielt ein "Er würde schon wollen, wenn..." mit. Im Leben wählt ein Mann unter zwei Übeln meistens das hübschere oder das jüngere, sagt Feydeau. Da kannte er Zauners Pinchard nicht.
Die Pinchards, die gehörlose Madame großartig verkörpert von Susanna Wiegand, sind nicht die einzigen, die nicht wissen, wie ihnen, sondern auch nicht, was geschieht. Pinchard will doch nur "die Taube in die Oper führen". Pauline Knof als Lucienne Vatelin und Silvia Meisterle als Clotilde Pontagnac begreifen rechtzeitig, dass man als Ehefrau seinen Mann stehen muss, und wenn's auch nicht der eigene ist, kann dieser trotzdem mit strenger Hand in jede beliebte Position gezwungen werden. Alexandra Krismer verfolgt als Maggy Soldignac den Vatelin mit ihren Avancen, geht schließlich in Stellung und greift ebenfalls zu harten Mitteln- einer Reitgerte. Susa Meyer spielt als Armandine im Audrey-Hepburne-Outfit eine ganz vorzügliche Charade. Motto: "Sex-Appeal kann ich ebenso gut voll bekleidet rüberbringen, beim Äpfelpflücken oder wenn ich im Regen stehe." Die großen Zehn spielen, als ob es um ihr Liebes-Leben ginge. Mit Tempo, Temperament und Tremolo. Josef E. Köpplinger zeigt einen Pracht-Boulevard! Ein Abend, den man nur empfehlen kann. Dieses naturellement nicht auf Französisch.
(Mottingers Meinung)

Regie und Licht
Josef E. Köpplinger

Bühnenbild
Judith Leikauf

Bühnenbild
Karl Fehringer

Kostüme
Alfred Mayerhofer

Dramaturgie
Barbara Nowotny

Dramaturgieassistenz
Leonie Seibold

Pontagnac
Dominic Oley

Vatelin
Michael Dangl

Rédillon
Roman Schmelzer

Soldignac
Siegfried Walther

Pinchard
Martin Zauner

Gérome, Diener
Alexander Strobele

Jean, Diener
Alexander Absenger

Victor, Hotelpage
Josef Ellers

Der Hoteldirektor
Matthias Franz Stein

Kommissar
Ljubiša Lupo Grujčić

Erster Polizist/Ein Hotelgast
Jan Naujoks

Zweiter Polizist/Ein Hotelgast
Mathias Hanin

Lucienne Vatelin
Pauline Knof

Maggy Soldignac
Alexandra Krismer

Armandine
Susa Meyer

Clotilde Pontagnac
Silvia Meisterle

Madame Pinchard
Susanna Wiegand

Clara
Salka Weber

Augustine/Ein Hotelgast
Karoline Kucera