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Theater in der Josefstadt
Premiere: 07.09.2023

Henrik Ibsen

Die Stützen der Gesellschaft

ca. 2 Stunden, keine Pause

In einer Neufassung von David Bösch

Es war ein dummer Streich; weiter nichts; ich schwöre, dass nicht ein Zehntel von all den Gerüchten wahr ist.

Mit dem wirtschaftlichen Erfolg kam das gesellschaftliche Ansehen. Mit diesem Ansehen entstand eine moralische Verpflichtung eben jener Gesellschaft gegenüber. Erfolg und Ansehen waren schließlich direkt miteinander verbunden, sie waren gar nicht mehr voneinander zu trennen: Für Konsul Bernick wäre daraus auch nie ein Problem entstanden, läge dieser Verflechtung nicht eine Lüge zugrunde. Dem Erfolg wie dem Ansehen.

Henrik Ibsens 1877 veröffentlichtes Schauspiel Die Stützen der Gesellschaft markiert einen Meilenstein im Schaffen des Dramatikers: dieses sein erstes "Gesellschaftsdrama" greift bereits die Themen auf, die ihn fortan sein Schriftstellerleben lang beschäftigen werden – Lebenslüge, moralisches Verhalten in Zeiten eines gesellschaftlichen Wandels und viel Heuchelei. 146 Jahre nach der Uraufführung ist Ibsens Konsul Bernick nach wie vor ein Paradebeispiel eines Erfolgsmenschen in der Diskrepanz zwischen Schein und Sein.

Im zweiten Teil seiner Ibsen-Trilogie ergründet Regisseur David Bösch die Allgemeingültigkeit dieser Figur und stellt die Frage, ob und wo wir unter den gesellschaftlichen Stützen unserer Zeit die Bernicks finden können.

Die ""politische Ibsen-Trilogie" von Regisseur David Bösch im Theater in der Josefstadt nimmt Fahrt auf. Ein Jahr nach ""Ein Volksfeind" kam gestern zur Saisoneröffnung Henrik Ibsens 1877 veröffentlichtes Schauspiel "Die Stützen der Gesellschaft" zur Premiere. Und erneut wurde schlüssig der Beweis geführt: Die Mechanismen von Wirtschaft und Gesellschaft haben sich nicht gewandelt. Es funktioniert gut weil Bösch konzentriert sich im modern-funktionalen Bühnenbild von Patrick Bannwart auf etwas, was heutzutage am Theater Mangelware geworden ist: auf Figuren und ihre Geschichten.
(APA)

Die Josefstadt demonstriert wieder einmal, welch vorzügliches, verlässliches Ensemble sie hat.
Großkaufmann Rummel von Michael König virtuos als skrupelloser Zyniker gespielt, Silvia Meisterle souverän als Karstens Frau, Michaela Klamminger spielt rundum stimmig Karstens Schwester Solveig, André Pohl verkörpert perfekt den sich im Betriebsrat engagierenden Schiffsbaumeister und Maria Köstlinger und Oliver Rosskopf erfrischen als zwei in die Stadt zurückgekehrte Verwandte. Raphael von Bargen spielt Karsten Bernick mit mitreißender Verve.
(Die Presse)

Bösch hat sich Ibsen selbst heutig mit ausgezeichnetem Ensemble zugerichtet. Er erdet Ibsen in aktueller Alltagssprache und mischt das mit nordischer Lyrik. André Pohl berührt als zum Betrug genötigter Werft-Arbeiter, Rosskopf gibt den feschen „Sympathler“ Mats als Gegenpol zu Karsten Bernick. Van Bargen darf ihn mehrdimensional schillern.
(Kronen Zeitung)

Das Ensemble spielt tadellos zusammen, aber logischerweise lenkt die Inszenierung ihr Augenmerk besonders auf Karsten Bernick. Von Bargen gelingt es mühelos, die Schwankungen in Karstens Gemüt sichtbar und vor allem glaubhaft zu machen. Ein wahrlich beklemmender Abend.
(FAZ)

Regie
David Bösch

Bühnenbild und Video
Patrick Bannwart

Kostüme
Moana Stemberger

Musikalische Leitung
Karsten Riedel

Dramaturgie
Matthias Asboth

Licht
Manfred Grohs

Karsten Bernick, Sohn seines Vaters
Raphael von Bargen

Nora, seine Frau und Vertraute
Silvia Meisterle

Harald, ihr Sohn, elf Jahre alt, vorpubertär
Theodor Machacek
Paul Eilenberger

Solveig, Schwester von Karsten, Teilzeitlehrerin für nordische Lyrik
Michaela Klamminger

Lisa, eine junge Frau
Paula Nocker

Mats Tonnesen, Noras jüngerer Bruder, immer noch jung
Oliver Rosskopf

Elida Hessel, Noras ältere Halbschwester, bereut (fast) nichts
Maria Köstlinger

Olaf, Student der Theologie, Dauergast im Hause Bernick
Jakob Elsenwenger

Dr. Rummel, alteingesessener Geschäftsmann, Patenonkel von Karsten Bernick
Michael König

Frau Rummel, seine Gattin
Marianne Nentwich

Dr. Schneider, zugezogener aufstrebender Geschäftsmann
Marcello De Nardo

Aune, langjähriger Mitarbeiter der Bernick-Werft
André Pohl