Premiere: 07.09.2024
Ferdinand von Schirach
Sie sagt. Er sagt.
Uraufführung
ca. 1 Stunde, 55 Minuten, keine Pause
SIE sagt:
Ich stemmte meine
Hände gegen seine
Brust. Ich sagte,
“nein, nicht".
ER sagt:
Zu keinem Zeitpunkt
hat sie zu irgendeiner
Handlung klar und
deutlich “Nein" gesagt.
Erfolgreiche Frau trifft auf erfolgreichen Mann. Sie beginnen eine Affäre. Beide sind verheiratet, haben Kinder. Nach einigen Jahren entschließen sie sich, in Freundschaft auseinanderzugehen, doch wenige Zeit später führt der Zufall sie wieder zusammen. Es kommt zum erneuten Geschlechtsverkehr. Dieser sei nicht einvernehmlich gewesen, sagt sie. Das sei nicht wahr, sagt er. Wer sagt die Wahrheit? Wird der Gerichtsprozess darüber Aufschluss geben?
Nach den beiden äußerst erfolgreichen Produktionen Terror und Gott eröffnen die Kammerspiele die Spielzeit mit der Uraufführung eines weiteren Gerichtsdramas aus der Feder von Ferdinand von Schirach. Einmal mehr beschäftigt sich der Autor mit einem äußerst heiklen Thema. In diesem Strafprozess steht Aussage gegen Aussage – ein Dilemma, das unglaubliche Brisanz in sich birgt. Denn es geht hier nicht nur um die berufliche und private Existenz zweier Menschen, es geht um nichts weniger als um die Werte und Vorurteile, die uns als Gesellschaft ausmachen.
Es ist nach “Terror” und “Gott” das dritte tiefschürfende wie erfolgreiche Schirach-Stück, dessen sich die Kammerspiele annehmen. Und wieder tun sie’s mit großem Erfolg. Sandra Cervik inszeniert so subtil wie wirksam. Ein großartiges Stück, dessen Erfolg aber auf der höchsten Dezenz in der Darstellung beruht. Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind klug dirigiert. Gut, Joseph Lorenz als leicht eitler Anwalt und Martina Stilp als subtil hektische Verteidigerin. Besonders meisterliche Zurückhaltung übt Ulli Maier: Sie ist eine Richterin, die zugleich zugewandt und bemüht sachlich, zugleich empathisch und von den Zumutungen ihres Berufs sanft ermattet wirkt. Weder platte #MeToo-Schemata noch gegenteilige männliche Klischees setzen sich fest. Und es zählt zu den Stärken dieser Aufführung, wie der nicht gerade als wortkarg bekannte Direktor Herbert Föttinger über eineinhalb Stunden schweigend als Angeklagter auf der Bühne sitzt, bevor er doch noch eine so erstaunliche wie berührende Selbstverteidigung beginnt.
(Die Presse)
Das Stück bietet, was von Schirach bestens kann: eine volksbildnerische Gebrauchsdramatik, die allerhand Aspekte zu einem Thema aufs Tapet bringt. Sandra Cerviks Inszenierung verlässt sich auf Gesten, Blicke. Aber die wirken, und als Zuschauer schwankt man mit seinem Urteil mal auf diese, mal auf die andere Seite. Ein zu erwartender Erfolg.
(Der Standard)
Ein Höhepunkt des Abends ist die Befragung der TV-Moderatorin Katharina Schlüter, der Silvia Meisterle eine fesselnde Mischung aus Abgeklärtheit und tiefer Verletzung verleiht. Ein eindringlicher Abend, auch dank der Schauspielleistungen von Meisterle, Lorenz, Stilp und Föttinger.
(APA)
Star des Abends ist Joseph Lorenz. Bravourös auch Herbert Föttinger, dem man seine Betroffenheit glaubt.
(KURIER)
In den Kammerspielen der Josefstadt hat Sandra Cervik, regieführendes Ensemblemitglied, ihre Kolleginnen und Kollegen optimal besetzt. Hauptfiguren sind die beiden Anwälte: Joseph Lorenz ist Anwalt der Frau, eine Mischung aus galligem Routinier und besserwisserischem Grandseigneur seiner Zunft. Er redet gerne dazwischen und attackiert die Verteidigerin des Beschuldigten. Martina Stilp ist aber nicht minder auf Kollisionskurs zum alten Kollegen, alert, eloquent, immer sprungbereit.
(nachtkritik.de)
Gut gespielt.
(Kronen Zeitung)
Regie
Sandra Cervik
Bühnenbild
Walter Vogelweider
Kostüme
Birgit Hutter
Video
Jan Frankl
Dramaturgie
Silke Ofner
Licht
Sebastian Schubert
Vorsitzende Richterin am Landgericht
Ulli Maier
Oberstaatsanwalt Heise
Oliver Rosskopf
Rechtsanwalt Biegler, Vertreter der Nebenklägerin
Joseph Lorenz
Katharina Schlüter, Nebenklägerin
Silvia Meisterle
Rechtsanwältin Breslau, Verteidigerin
Martina Stilp
Christian Thiede, Angeklagter
Herbert Föttinger
/ Ulrich Reinthaller
Pia Altstedt, Psychologische Sachverständige
Susa Meyer
Maria Laux-Frohnau, Rechtsmedizinerin
Wiltrud Schreiner
Frauke Reuther, Kriminalhauptkommissarin
Larissa Fuchs
Valerie Maiburg, Zeugin
Karin Yoko Jochum
Paul Marotzka, Taxifahrer
Marcello De Nardo
Beisitzende Richterin
Ortrun Obermann-Slupetzky
/ Peta Klotzberg
Beisitzender Richter
Johannes Weninger
Ein Wachtmeister
Gerd-Peter Mitterecker