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Theater in der Josefstadt
Premiere: 21.05.2009

Johann Nestroy

Der Talisman

Es ist ein Talisman der ganz besonderen Art, den Johann Nestroy vor 169 Jahren auf die Bühne gebracht hat, um die soziale Wirklichkeit im Biedermeier sichtbar zu machen: Eine schwarze Perücke nämlich, mit der sich der junge Titus Feuerfuchs, der wegen seiner brandroten Haare keinen leichten Stand hat im Leben wie im Gewerbe, als schwarzhaariger Gärtner verkleidet. Als solcher ist er bei der heiratslustigen Damenwelt, die zugleich Arbeitgeberwelt ist, sofort ebenso beliebt wie in späterer Verkleidung als blonder Jäger - und am Ende gar als "früh ergrauter" Neffe seines reichen Onkels.

Mit seinem Lehrstück über Vorurteil und Ausgrenzung, Karrierestreben und Überbewertung von Äußerlichkeiten hat Nestroy eine seiner reizvollsten und aktuellsten Satiren geschaffen. Lässt sich die bitterböse Diskriminierung von Haarfarben doch problemlos auf die spätere von Hautfarben beziehen. Oder auf den heute oft chamäleonartigen Wechsel von Weltanschauungen, durch den die stolzesten Karrieren möglich werden.

Grandioses Ensemble. Ausgezeichnete Leistung der Schauspieler. (...) Langanhaltender Jubel beendete einen Abend voll leichtfüßiger Ironie, kokettem Bezug zur Gegenwart und einem großartigen Florian Teichtmeister als Titus Feuerfuchs.
(APA)

Die großartige Gerti Drassl als Salome Pockerl röhrte sich wie eine rothaarige Tina Turner durch ihre Strophen, der großartige Florian Teichtmeister gewann gegen die Seinen knapp nach Punkten. (...) ein überaus erfreulicher Theaterabend, der von hervorragenden Schauspielern getragen wurde. Drassl ist eine herbzarte, im Elend stolze, wortkarge, sehr moderne Salome. Otto Schenk spielt wieder den Plutzerkern, ihm wurde ein reduziertes Spiel verordnet, in dem jede Nuance dann umso schöner glänzen kann. Sehr stark auch die heiratswütigen Witwen Marianne Nentwich, Elfriede Schüsseleder und vor allem Sona MacDonald. Unterm Strich: Ein kraftvoller, durchaus auch lustiger Nestroy zwischen Tradition und Erneuerung (...). Großer, langanhaltender Jubel von Premierenpublikum. Fazit: Zeitlos - und stark gespielt.
(Kurier)

Die Interpretation der Hauptrollen ist interessant: Florian Teichtmeister und Gerti Drassl sind ein junges und glaubwürdiges Paar. Diese zwei sind nicht nur Außenseiter wegen ihrer roten Haare, sie sind es auch wegen ihrer kantigen Intelligenz. (...) Die Szene, wenn der todmüde Titus versucht nicht einzuschlafen, ist urkomisch. Keiner der berühmten alten Feuerfüchse (Lohner) war derart akrobatisch unterwegs. Drassls Salome, dieser von wirrem Haar überströmte ruppige "Besen" voll Kleinmädchenzorn und Kleinmädchenträumen, rührt momentweise fast zu Tränen.
(Presse)

Die Bühne eine aschgraue Kiste. Die Sprache scharf wie ein Beil. (...) Das Katrin Weber Trio macht Stimmungs-Jazz. (...) Das Wiedersehen mit Otto Schenk als Plutzerkern ist eine Freud: Die personifizierte Faulheit - und die Aufsässigkeit und Weisheit des im Garten- und Frauendienst Geknechteten!
(Wiener Zeitung)

Gerti Drassl als Salome Pockerl (...) gefällt als jugendliches Pendant zu Florian Teichtmeisters kecken Titus Feuerfuchs. (...) es darf auch herzlich gelacht werden, über Otto Schenks ungewöhnlich leisen Keppler Plutzerkern, über Marianne Nentwichs herrlich bornierte Frau von Cypressenburg, über Sona MacDonalds sinnliche Witwe Constantia, über Elfriede Schüsseleders närrische Flora Baumscheer oder Peter Mouckas perfiden Friseur Monsieur Marquis.
(Kronen Zeitung)

Regisseur Michael Gampe lieferte eine präzise, harte, unaufdringlich aktualisierte Inszenierung dieser nicht nur populärsten, sondern auch geschliffensten und bösartigsten aller Nestroypossen. Gampes Vorsatz, ein "Fest der Gemeinheit" zu realisieren, ging in Zusammenarbeit mit  einem glänzenden Ensemble voll auf.
(Österreich)

Das funktionale Bühnenbild (Rolf Langenfass) ermöglichst leichtes Agieren in der Posse um Aufstieg, Fall und letztendliche Läuterung des rothaarigen Barbiergesellen Titus, der seinen als gesellschaftlichen Makel empfundenen Schopf unter immer neuen Perücken zu verbergen trachtet.
(Falter)

Regie
Michael Gampe

Bühnenbild und Kostüme
Rolf Langenfass

Musik
Ilse Riedler

Musik
Katrin Weber

Dramaturgie
Katharina Schuster

Licht
Manfred Grohs

Regieassistenz
Tamara Hattler

Ton
Michael Huemer

Ton
Jakob Schell

Ton
Sylvia Matiz

Titus Feuerfuchs, ein vazierender Barbiergeselle
Florian Teichtmeister

Frau von Cypressenburg, Witwe
Marianne Nentwich

Emma, ihre Tochter
Eva Mayer

Constantia, ihre Kammerfrau, Witwe
Sona MacDonald

Flora Baumscheer, Gärtnerin bei Frau von Cypressenburg, Witwe
Elfriede Schüsseleder

Plutzerkern, ein Gartenknecht
Otto Schenk

Monsieur Marquis, Friseur/Spund, ein Bierversilberer
Peter Moucka

Salome Pockerl, Gänsehüterin
Gerti Drassl

Herr von Platt, ein Theaterkritiker
Christian Futterknecht

Notarius Falck
Gideon Singer

Georg, Bedienter bei Frau von Cypressenburg
Mario Hellinger

Musikalische Leitung, Saxophon und Klarinette
Ilse Riedler

Musikalische Leitung, Saxophon und Klarinette
Sophie Hassfurther

Musikalische Leitung, Klavier
Katrin Weber

Musikalische Leitung, Klavier
Monika Dörfler

Schlagzeug und Percussion
Margit Schoberleitner

Schlagzeug und Percussion
Maria Petrova