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Theater in der Josefstadt
Premiere: 28.02.2008

Ödön von Horváth

Der jüngste Tag

Schauspiel in sieben Bildern

Thomas Hudetz, Bahnhofsvorsteher eines kleinen Ortes, unglücklich verheiratet mit einer krankhaft eifersüchtigen Frau, wird von Anna, der hübschen Dorfwirtstochter, in ein Gespräch verwickelt, und von ihr geküsst - gerade in dem Augenblick, da er ein Signal hätte betätigen sollen. Ein Eilzug rast am Bahnhofsgebäude vorbei und stößt gleich darauf mit einem Güterzug zusammen. Frau Hudetz, Augenzeugin des verhängnisvollen Kusses und der Folgen - achtzehn Fahrgäste sind ums Leben gekommen - sagt vor Gericht gegen ihren Mann aus, Anna aber schwört unter Eid, dass der Bahnhofsvorsteher das Signal rechtzeitig betätigt habe.

"Wie in allen meinen Stücken versuchte ich auch diesmal, möglichst rücksichtslos gegen Dummheit und Lüge zu sein, denn diese Rücksichtslosigkeit dürfte wohl die vornehmste Aufgabe eines schöngeistigen Schriftstellers darstellen."
Ödön von Horváth

Regisseur Philip Tiedemanns Interpretation dagegen verströmt eine urtümliche Empathie. Sie wirkt im besten Sinne altmodisch. Statt Künstlichkeit findet schwerblütiges Volkstheater statt, wenn auch modernisiert, stilisiert. Die Schauspieler erscheinen wie poliert, bis in die kleinsten Nebenrollen: August Zirner als Hudetz, ein Mensch, eingesperrt in seine traurige Existenz; Herr und Frau Hudetz (Marianne Nentwich) sind ein tragisches Paar, er depressiv, sie verrückt vor Eifersucht, sie normalisiert sich erst, als sie von dem Mann befreit und zu ihrem Bruder (berührend: André Pohl) gezogen ist. Maria Köstlinger als Anna wirkt gereift und stark. Sie alle überzeugen.
(Presse)

Im Theater in der Josefstadt begegnet Regisseur Philip Tiedemann dem Stück, das nicht gänzlich frei von Manierismen und Unschärfen ist, mit bewundernswerter Geradlinigkeit. Das elegante und überaus wandlungsfähige Bühnenbild von Etienne Pluss und die stilvollen Kostüme von Stephan von Wedel versetzen die Handlung in die späten 1930er Jahre, die Entstehungszeit des Stücks. August Zirner ist ein "Herr Vorstand" wie aus dem Bilderbuch, ein herrlich stocksteifer Langweiler, mit bis zuletzt zusammengebissenen Lippen. Maria Köstlinger ist eine wunderbar leichtfüßige Anna, die zusehends von der Last des Meineids erdrückt wird; präzis stimmt bei ihr einfach jede Geste.
(Wiener Zeitung)

Auf der Haben-Seite firmiert ein großartiges Protagonistenpaar: Maria Köstlinger als emotional-verspielte Anna und August Zirner als "zerrissener" Hudetz. Viel Applaus für die Darsteller.
(Österreich)

Das Ensemble, angeführt von August Zirner und Maria Köstlinger, spielt bemerkenswert diszipliniert und stark.
(Kurier)

Eine gut gearbeitete und durchdachte Inszenierung.
(OÖ Nachrichten)

Horváth-Kunst-Stück! Tiedemann leistet Maßarbeit: Die schuldhafte Verstrickung des Stationsvorstandes Thomas Hudetz, die zur Zugskatastrophe und in der Folge zum Mord an der Wirtstochter Anna führt, seine abstoßende Selbstgerechtigkeit, seine Verdrängung von Schuld - das alles gibt dieser Regie Atmosphäre. Mythos ist angesagt. Alle sind irgendwie Opfer. Sie erleben eine Vertreibung aus dem Paradies der Unschuld(...)
Tiedemanns Figuren sind Meister in der Kunst Horváth’schen aneinander Vorbeiredens. Besonders August Zirner - soeben mit dem Oscar-gekrönten "Fälscher"-Film geehrt - trifft den kunstvoll gemessenen Ton genau. In die Stille zwischen seinen Sätzen packt er die dunklen Gedankengänge, sein Lächeln - das Lächeln eines Schlaflosen - und sein Verstummen maskieren nur die Gemeinheit. Maria Köstlinger als Wirtstochter Anna spielt kein Mädel, sondern eine junge Frau. Selbstbewusst, fordernd. Eine, die sich in ihren doppelbödigen Sätzen auf die "Verlobung" (ihre Ermordung) zutreiben lässt. Viel Beifall.
(Kronen Zeitung) 

Regie
Philip Tiedemann

Bühnenbild
Etienne Pluss

Kostüme
Stephan von Wedel

Musik
Ole Schmidt

Dramaturgie
Rosina Raffeiner

Dramaturgie
Katharina Schuster

Licht
Emmerich Steigberger

Regieassistenz
William Vavken

Ton
Michael Huemer

Ton
Jakob Schell

Ton
Sylvia Matiz

Thomas Hudetz, Stationsvorstand
August Zirner

Frau Hudetz
Marianne Nentwich

Alfons, ihr Bruder, Drogeriebesitzer
André Pohl

Der Wirt zum "Wilden Mann"
Alexander Waechter

Anna, seine Tochter
Maria Köstlinger

Ferdinand, Annas Bräutigam, ein Fleischhauer von auswärts
Martin Bretschneider

Leni, Kellnerin beim "Wilden Mann"
Eva Mayer

Frau Leimgruber
Adelheid Picha

Ein Waldarbeiter
Alexander Grill
Peter Moucka (ab 15.09.2008)

Ein Vertreter
Erich Altenkopf

Ein Gendarm
Wolfgang Klivana

Kohut, ein Heizer
Siegfried Walther

Ein Staatsanwalt
Alexander Strobele

Ein Kommissar
Friedrich Schwardtmann

Ein Kriminaler
Mario Hellinger / William Vavken

Ein Streckengeher
Fritz Muliar / Siegfried Walther

Pokorny, ein seliger Lokomotivführer
Michael Dangl

Ein Gast
Hans Wolfgang Pemmer

Ein Kind
Viktoria Niebauer / Franziska Michler