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Kammerspiele der Josefstadt
Premiere: 06.10.2022

Charlie Chaplin

Der große Diktator

Uraufführung

ca. 1 Stunde, 35 Minuten, keine Pause

"THE GREAT DICTATOR" © Roy Export S.A.S.. ChaplinTM ist eine Handelsmarke und/oder Dienstleistungsmarke von Bubbles Inc. SA, welche mit Genehmigung verwendet wird

Für die Bühne bearbeitet von Dominic Oley

Die Männer, die heute die Menschlichkeit mit Füßen treten, werden nicht immer da sein. Ihre Grausamkeit stirbt mit ihnen und auch ihr Hass.
Der jüdische Barbier

Die groteske Verwechslung des tomanischen Diktators Adenoid Hynkel mit einem jüdischen Barbier bildet den Ausgangspunkt von Charlie Chaplins erstem Tonfilm: eine bitterböse, dabei aber umwerfend komische Satire aus dem Jahr 1940, die es mitten im Zweiten Weltkrieg wagte, das pure Böse direkt zu verspotten. Der Film, der zu Chaplins erfolgreichstem Werk wurde, war in Nazi-Deutschland verboten. Chaplin setzt der Hass gebärenden Rhetorik des megalomanen Führers die Aufrichtigkeit des namenlosen Barbiers entgegen, der mit seiner weltbekannten Schlussrede ein ewig gültiges Plädoyer für Menschlichkeit und Frieden hält.

In der Doppelrolle Hynkel/Barbier ist Alexander Pschill zu erleben. Ihm zur Seite steht ein spielfreudiges Ensemble, das in der Bühnenfassung von Dominic Oley in vielen unterschiedlichen Rollen zu sehen sein wird.

Eine virtuose Verneigung vor Chaplins witzigen wie auch erschreckenden Geniestreiches.
(Salzburger Nachrichten)

"Der große Diktator" gilt nicht ohne Grund als einer der besten Streifen aller Zeiten. Die Wiener Kammerspiele haben den gewagten, aber höchst ehrenwerten Versuch unternommen, diesen Film als Dramatisierung auf die Bühne zu bringen. Fazit: Der Versuch gelingt. Und zwar deshalb, weil Regisseur Dominic Oley eine wunderbare, sehr zarte, stummfilmartige Fassung erarbeitet hat. Weil Alexander Pschill in der Doppelrolle als faschistischer Diktator Hynkel und als jüdischer Barbier nicht nur großartig spielt, sondern nebenbei eine wundervolle Hommage an Chaplin und die großen Tages des Kinos abliefert. Und weil das ganze Ensemble hervorragend arbeitet. Oley inszeniert ganz im Stil Chaplins und bietet viel mehr als nur eine Hitler-Satire: Hier geht es um die Utopie einer Welt, in der die Menschen freundlich miteinander umgehen. Pschill ist fantastisch. Daniela Golpashin ist als Hannah berührend und zart. Martin Niedermair ist ein gefährlicher Doktor Garbitsch, Oliver Huether ein feister Feldmarschall Herring.
(KURIER)

Mit Lust an der Posse und dennoch subtil hat Dominic Oley den Film von Charlie Chaplin dramatisiert. Alexander Pschill brilliert in der Doppelhauptrolle. Zu erleben sind rasante 95 Minuten mit raffiniertem Sounddesign von Nikolaj Efendi und sinnvollen Projektionen: Es "wagnert" und "mozartelt", pfeift und kracht exakt zu den Pointen. Das Ensemble erzeugt in der Komik richtigen Wirbel, stets mit Pschill als Gravitationszentrum. Alexander Pschill ist ein echter Komiker, ein außerordentliches Bewegungstalent. Die Gags sitzen, seine Sprachartistik ist fantastisch. Daniela Golpashin spielt den einzigen weiblichen Part erfrischend simpel. Oliver Huether spielt die Karikaturen von Feldmarschall Herring und Diktator Napoloni mit Hingabe, Tamim Fattal diverse Figuren mit Lust am Bizarren, Martin Niedermair den Propagandaminister mit hündischer Gefolgstreue. Siegfried Walther verströmt Humanismus, Ljubiša Lupo Grujčić als Herr Mann kalte Angst um den Verlust desselben.
(Die Presse)

Nur acht Tage nach dem Einmarsch Nazi-Deutschlands begann Charlie Chaplin mit den Dreharbeiten zu seiner prophetischen Hitler-Satire, die in den Kammerspielen eine auffallend gute Figur macht. Das vielgestaltige Bühnenbild von Kaja Dimnicki trägt zur großen Dynamik der Adaption bei. Sebastian Schuberts Lichtsetzung verleiht dem Stoff eine plastische Gegenwärtigkeit. Alexander Pschill verausgabt sich auf der Bühne ganz enorm; seine Hynkel-Interpretation changiert zwischen Stummfilm-Pantomime und temporeichen, komplizierten Hynkel-Reden andererseits, in der Rolle als Barbier, geprägt von tiefster Gutherzigkeit; es ist ein schweißtreibender Abend für Pschill, aber seine Spielfreude ist enorm. Oliver Huether macht einen hervorragenden Job als Duce. "Der große Diktator" ist eine hysterische Zuspitzung in satirischer Form, und auf der Bühne lässt sich das sehr fantasiereich umsetzen, auch dank der insgesamt pointiert agierenden Besetzung.
(Wiener Zeitung)

Charlie Chaplins "Der große Diktator" auf die Bühne zu bringen: Dazu gehört wohl nicht nur eine gehörige Portion Chuzpe, sondern auch Verhandlungsgeschick und Überzeugungskraft. Insofern war der Coup, den das Theater in der Josefstadt damit gelandet hat, bereits vor der gestrigen Premiere ein voller Erfolg, zu dem man nur gratulieren kann.
Oley hat eine sehr reduzierte und kammerspielartige Fassung der berühmten Satire hergestellt, die Chaplin wenige Tage nach Hitlers Überfall auf Polen zu drehen begann und 1940 ihre Premiere feierte. Die Kammerspiel-Aufführung entwickelt ihre Magie und Sprengkraft aus einem Koffer mit der Aufschrift "Der große Diktator" und setzt nicht nur in der Hauptpartie des Diktators Adenoid Hynkel und des jüdischen Friseurs auf Doppel- und Mehrfachbesetzungen. Alexander Pschill meistert die Chaplin-Rolle, die den grotesken Irrsinn des größenwahnsinnigen Möchtegern-Weltherrschers sprachlich wie körpersprachlich herausarbeitet und in Gestalt des Friseurs auch den in jedem Menschen verborgenen humanistischen Kern aufzeigt, ausgezeichnet. Seine Kunstsprachenmonologe werden zu Bravourstücken, seine Interaktionen mit den ihm Er- und Untergebenen zu kleinen neurotischen und neurologischen Studien. Auch Oliver Huether zeigt als Feldmarschall Herring und Benzino Napoloni seine Wandlungsfähigkeit.
(APA)

Ein tollkühnes Team rund um Regisseur Dominic Oley und Hauptdarsteller Alexander Pschill widmet sich Chaplins legendärem Film "Der große Diktator" (1940). Zu sehen ist eine virtuose Verneigung vor Chaplins ebenso komischem wie erschreckendem Geniestreich, jenseits einer bloßen theatralen Kopie des Films. Bühnenbildnerin Kaja Dymnicki belässt, im Verein mit den Kostümen von Nicole von Graevenitz, die Szenerie in Schwarz-Weiß und knüpft mit den vielen verschiebbaren, sichtbar leichten Kulissen an die Ästhetik der Stummfilmära an. Die einzige Farbe, ein forsches Orangerot, steuert das Doppelkreuz (in Anlehnung an das Hakenkreuz der Nationalsozialisten) bei. In dieser mit zahlreichen klugen Details ausgestalteten Arena kann sich ein mit sichtlicher Spielfreude agierendes Ensemble in den eineinhalb Stunden des Abends gewandt bewegen und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Als bravourös muss man jedoch zuallererst Alexander Pschills darstellerische Leistung in dieser Produktion bezeichnen: Rührend, lustig und reizend anzusehen, wenn er als kleiner Barbier zu den Klängen von Brahms "Ungarischer Tanz Nr. 5" einen Kunden rasiert, großartig, wenn er das Sturmgewehr mitten im Schützengraben des Ersten Weltkriegs zur Flöte werden lässt oder – in exakt getimtem Slapstick – mit den Juden verfolgenden Schergen des Diktators Hynkel Katz und Maus spielt. An seiner Seite überzeugt Oliver Huether, der sowohl als "Feldmarschall Herring" als auch als Mussolini-Alter-Ego "Benzino Napoloni" gute, weil komischböse, Figur macht. Die Hannah, des Barbiers Freundin, ist in den Händen von Daniela Golpashin eher keck als lieblich, fein so! Siegfried Walther gibt einen bedächtigen Herrn Jaeckel, Tamim Fattal, Martin Niedermair und Ljubiša Lupo Grujčić schlüpfen mit Elan in die vielen Nebenrollen. Begeisterter Applaus!
(Tiroler Tageszeitung)

Ein leichter 90-Minüter, den man mit dem guten Gefühl verlässt. Oley und Pschill wollen dem Slapstick-Genre sichtlich ihre Reverenz erweisen. Zu diesem Zweck ist auch die Bühne von Kaja Dymnicki von einem Stummfilm-Passepartout gerahmt und ganz in Schwarzweiß gehalten. Dass Pschill mit Wuschelkopf und Knopfaugen Chaplin von Natur aus ähnlich sieht, verstärkt das Motiv der kompletten Anverwandlung. Bis hinein in Details – etwa das typische, von ratlosem Gesichtsausdruck begleitete Sich-Kratzen eines Tramps – ruft die Inszenierung Filmbilder ab. Pschill beherrscht sein Handwerk. Als Hynkel knurrt er beim Sprechen wie ein Schäferhund und spuckt bei seiner von Dr. Garbitsch (vulgo Goebbels, Martin Niedermair) angefeuerten Rede einen Wasserfall von Konsonanten. Schtonk! Als gutgläubiger Barbier wiederum, tiefenentspannt unterm "Doppelkreuz", jongliert Pschill anstelle des berühmten Weltkugel-Ballons den gesamten Hausrat seines leicht überheblichen Schutzbefohlenen Schultz (Oley): Golfschläger, Zimmerpflanzen, ein Teeservice, die Goethe-Gesamtausgabe. Haha! Weitere Komik-Höhepunkte: Die nicht enden wollende Ordensverleihung an Feldmarschall Herring/Göring (ausgestopft: Oliver Huether) oder der Besuch von Benzino Napoloni/Benito Mussolini (Huether) im weißen Mantelumhang und mit dramatischer Hutfeder (Kostüme: Nicole von Graevenitz). Der Abend ist von der diebischen Freude angetrieben, Autokraten durch den Kakao zu ziehen.
(Der Standard)

Alexander Pschill in der Chaplin-Doppelrolle ist ein absoluter Hingucker.
(Falter)

Regie
Dominic Oley

Bühnenbild
Kaja Dymnicki

Kostüme
Nicole von Graevenitz

Sounddesign
Nikolaj Efendi

Dramaturgie
Barbara Nowotny

Licht
Sebastian Schubert

Barbier/Hynkel
Alexander Pschill

Schultz
Matthias Franz Stein

Hannah
Daniela Golpashin

Herr Jaeckel
Siegfried Walther

Herr Mann
Ljubiša Lupo Grujčić

Doktor Garbitsch
Martin Niedermair

Feldmarschall Herring
Marcus Bluhm

Newsreporter
Tamim Fattal
Matthias Franz Stein

Benzino Napoloni
Marcus Bluhm

Botschafter, Napolonis Schwiegersohn
Tamim Fattal

Ein Kunde
Marcus Bluhm

Ein Soldat/Ein Diener
Ljubiša Lupo Grujčić

Ein Mann/Maler
Tamim Fattal

Sturmtrupp-Männer/SS-Männer/Wachen
Marcus Bluhm
Tamim Fattal
Martin Niedermair