Premiere: 06.11.2008
Lionel Goldstein
Halpern & Johnson
Deutsche Erstaufführung
Am Anfang steht eine Beerdigung, und am Ende vielleicht der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Joseph Halpern hat nach über fünfzig Jahren Ehe seine Frau Flo verloren. Einsam steht er an ihrem Grab und sieht irritiert, wie ein Fremder mit einem Blumenstrauß an ihn herantritt. Der Mann stellt sich als Dennis Johnson vor, Buchprüfer im Ruhestand, und fremd ist er nur für Halpern…
Ein klassisches "Well-made Play" für ein älteres Schauspielerduo geschrieben, das in pointierten Dialogen gekonnt die Balance zwischen Drama und Komödie hält: "Feelgood"-Theater, ganz in der Tradition von Stücken wie Ich bin nicht Rappaport oder Besuch bei Mr. Green.
Föttingers Inszenierung mit Lohner und Schenk ist eine gelungene, bisweilen berührende und aufwühlende Einführung in den deutschen Sprachraum, die die Latte für zukünftige Produktionen ziemlich hoch legt. Viel Applaus beendete den Abend.(...)Wieder einmal ist es Rolf Langenfass, der mit seinem schlichten, aber umso stimmigeren Bühnenbild eine Kulisse geschaffen hat, die ohne aufdringlich zu sein den Grundton des Stücks reflektiert.
(APA)
Grandioses Solo für zwei Giganten des Theaters.(...)Es zeigt sich die große Meisterschaft eines Helmuth Lohner und eines Otto Schenk. Trocken gesetzte und nie billig geholte Pointen, perfekte verbale Scharaden, aber auch zutiefst humane Regungen – Lohner und Schenk spielen virtuos auf der Klaviatur der Gefühle, entwickeln feinsinnige Charaktere, die man sehr bald ins Herz schließt. Helmuth Lohner und Otto Schenk sind ein kongeniales Duo, sorgen für viele Lacher und Zwischentöne.(...)Regie sehr zurückgenommen, konzentriert und tadellos.
(Kurier)
Herbert Föttinger erweist sich als Regisseur, der zwei große Komödianten zu hoher Diskretion bändigt und aus einem Gebrauchsstück eine kleine Kostbarkeit macht. Kostbar auch die Ausstattung von Rolf Langenfass, die aus Herbstlaub besteht – raschelndes Herbstlaub dicht am Boden, Herbstlaub auch als Himmel über die beiden herbstlichen Männerleben gespannt: schön.(...)Otto Schenk ist Joe Halpern, jüdisch durch und durch, ohne dass er es irgendwie betonen oder ausspielen müsste. Die Erfahrung, dass seine Frau einen anderen Mann in ihrem Leben hatte (auch wenn sie nach der Hochzeit absolut "treu" blieb), erschüttert ihn spürbar.(...)Es ist wunderbar, Mr. Halpern zu begegnen. Und Mr. Johnson nicht minder. Helmuth Lohners Johnson ist nobel distanziert (wenn man ihn nicht reizt) und doch innerlich berührt, von Halperns Emotionen mitzureißen und am Ende zu einer wunderbaren Freundschaft bereit(...). Schenk und Lohner rollen mit Föttingers Hilfe zwei ganz normale Leben auf, deren Verbindung sich von Erkenntnis zu Erkenntnis steigert. Brillanten nuancierter, nie vordergründiger Schauspielkunst, zwei scheinbar handlungslose, aber innerlich hoch spannende Stunden, ganz im Dienst der Menschendarstellung. Und wie ökonomisch: Minimaler Aufwand mit maximaler Wirkung...
(Merker)
Bravouröses Spiel. Der grandiose Auftritt zweier Altmeister.
(Standard)
Halpern (Otto Schenk) schreit, grantelt, spart nicht mit Kraftausdrücken und peinlichen Bekenntnissen von Zehn-Minuten-Sex in der Lagerhalle mit seiner jüngeren Geliebten bis zu seinem lädierten besten Stück. Seine köstlichsten Momente hat er im Zorn, wenn er jede noch so banale Vertraulichkeit zwischen Johnson und seiner "Flo" als Indiz dafür wertet, dass da doch mehr war als zugegeben. Helmuth Lohner begeistert als Johnson: Seine wachsende Grandezza weiß er immer souveräner einzusetzen. Nur einmal bricht die stoische Maske dieses im Stillen glühenden Zahlenmenschen – als Halpern ihm beichtet, wie er Florence betrog.(...)Wunderschön: Rolf Langenfass´ Herbstlaub-Bühnenbild.
(Presse)
Helmuth Lohner ist brillant als Dennis Johnson, der dem Witwer mit buchhalterischer Boshaftigkeit etliche Details seiner zunächst sexuellen, später platonischen Liaison mit Flo beibringt. Und Otto Schenk arbeitet in Herbert Föttingers Inszenierung einfühlsam die Bestürzung Joseph Halperns heraus.(...)Viel Applaus und Jubel.
(Österreich)
Regie
Herbert Föttinger
Bühnenbild und Kostüme
Rolf Langenfass
Musik
Michael Rüggeberg
Dramaturgie
Ulrike Zemme
Licht
Franz Henmüller
Regieassistenz
Anna-Sophie von Gayl
Ton
Sylvia Matiz
Ton
Dieter Fassl
Ton
Reinhard Köberl
Joseph Halpern
Otto Schenk
Dennis Johnson
Helmuth Lohner