Premiere: 16.03.2017
Felix Mitterer
Galápagos
Uraufführung
ca. 2 Stunden, 30 Minuten (Pause nach ca. 80 Minuten)
1929 Auf Floreana, einer unbewohnten Insel
des Galápagos-Archipels, lassen sich der Arzt und
Philosoph Dr. Friedrich Ritter und seine Gefährtin
Dore Strauch nieder, um fern von der
Zivilisation ein naturnahes und spirituelles
Leben zu führen.
1932 Angezogen durch Zeitungsberichte,
entflieht das deutsche Ehepaar Heinz und
Margret Wittmer der Wirtschaftskrise und
besiedelt ebenfalls die Insel, um sich hier
eine Existenz als Farmer aufzubauen.
Zwei Monate später:
Drei schillernde Gestalten - eine Wiener Baronin,
ihr angeblicher Ehegatte und ein "Freund" der Familie -
schicken sich an die Insel im Sturm
zu erobern und das beschauliche Inselleben
gehörig durcheinander zu bringen.
1934 Von sieben Bewohnern sind nur noch
drei übrig - der Rest ist verschollen oder tot,
die Umstände sind mysteriös.
Was geschah auf Floreana? Kam der
Teufel ins Paradies? Eine wahre Geschichte
darüber, wie der Mensch sich selbst nicht
entkommen kann.
Felix Mitterer, 2016
Wie bei seinen zuletzt am Theater in der Josefstadt mit großem Erfolg uraufgeführten Stücken Jägerstätter und Der Boxer greift Felix Mitterer auch bei seinem neuen Stück auf eine wahre Begebenheit zurück.
Stephanie Mohr inszenierte erfinderisch, berührend und amüsant die Uraufführung von Felix Mitterers "Galapagos", ein rohes Sozialexperiment und ein Krimi. Sie mischt munter Melodram, echte Emotionen mit Satire, Slapstick.
Peter Scholz ist köstlich als forscher Biedermann Heinz Wittmer, großartig: Pauline Knof als seine tüchtige Pionierfrau Margaret, die auf der Insel einen deutschen Haushalt mit Landwirtschaft einrichtet. Auch Dore (berührend: Eva Mayer) wollte ihrem Feuerkopf Ritter (hinreißend klotzig und grausam: Raphael von Bargen mit Wuschelhaar) eine tüchtige Kameradin sein, aber er schubst sie herum – und sie kränkelt zunehmend. Matthias Franz Stein begeistert als lungenkranker zweiter Lover der hohen Frau, Rudolf, wie ein Gigolo muss er einmal ausgesehen haben, nun ist er ein hohlwangiges, weißblondes Wrack. Steins jungenhafter Ernst in jeder Rolle hat wirklich etwas Sympathisches.
(Die Presse)
Raphael von Bargen und Eva Mayer verstören als das Forscherpaar, das in einer seltsamen Herr-Knecht-Symbiose miteinander verbunden scheint. Peter Scholz und Pauline Knof überzeugen als deutsche Auswanderer. Ruth Brauer-Kvam, Roman Schmelzer, Matthias Franz Stein, Ljubiša Lupo Grujčić formieren ein ausgewogenes Ensemble.
(NEWS)
Die Regie changiert zwischen philosophischer Schwere und trocken-komödiantischer Leichtigkeit.
(Wiener Zeitung)
Regisseurin Stephanie Mohr setzt auf einer von Miriam Busch mit Tourismusplakaten und zerknüllten Manuskriptseiten markierten Bühne auf farbenreich abgestufte Empathie, die den Abend auf Spur hält.
(Vorarlberger Nachrichten)
Toll sind Regie und Ensemble, sie beherrschen ihr Handwerk. Knof ist eine Margret, deren bieder-herber Charme außerordentlich gut aufgehoben ist in der rosa Strickjacke; Eva Mayer, als die am Stock humpelnde Dore, zeigt mit die beste Leistung des Abends.
(Der Standard)
Mitterer ist ein Meister der Schicksalstragödie, ein großer Porträtist über sich hinauswachsender Schmerzensgestalten. Stephanie Mohr legt, wie schon öfter im Umgang mit Mitterers Texten, eine gute Regiearbeit vor. In Zentrum der Ereignisse glänzen Raphael von Bargen und Eva Mayer, die ein verstörendes Verhältnis hündischer Abhängigkeit glaubhaft machen.
(Kronen Zeitung)
Mitterers komplexes Aussteigerstück besticht in Stephanie Mohrs solider, auf Unmengen von zerknülltem Zeitungspapier angesiedelter Inszenierung durch charismatisch beschädigte Figuren: Raphael von Bargen ist ein beinharter Übermensch Ritter, Eva Mayer bezaubert als malträtierte Dore, Ruth Brauer-Kvam besticht als exaltierte Baronin, Pauline Knof und Peter Scholz gefallen als toughes Farmer-Paar.
(Österreich)
Solide agierte das Ensemble, bei dem allen voran Ruth Brauer-Kvam als überdrehte Baronin punkten konnte. Eva Mayer verleiht ihrer von Multiple-Sklerose-Erkrankung ebenso wie von den Misshandlungen Ritters gezeichneten Figur eine enorme Präsenz und Stärke.
(APA)
Regie
Stephanie Mohr
Bühnenbild
Miriam Busch
Kostüme
Nini von Selzam
Musik
Stefan Lasko
Dramaturgie
Matthias Asboth
Licht
Manfred Grohs
Dr. Friedrich Ritter, Arzt und Philosoph
Raphael von Bargen
Dore Strauch, seine "Jüngerin"
Eva Mayer
Heinz Wittmer, Farmer
Peter Scholz
Margret Wittmer, seine Frau
Pauline Knof
Baronin Eloise Wagner de Bousquet
Ruth Brauer-Kvam
Rudolf Lorenz, ihr Liebhaber
Matthias Franz Stein
Robert "Bubi" Philippson, ebenfalls ihr Liebhaber
Roman Schmelzer
Felipe Pasmino, Polizist (aus Ecuador)
Ljubiša Lupo Grujčić