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Kammerspiele der Josefstadt
Premiere: 04.12.2014

Truman Capote / Richard Greenberg

Frühstück bei Tiffany

Österreichische Erstaufführung

ca. 2 Stunden, 10 Minuten, eine Pause

Bühnenfassung von Richard Greenberg
Deutsch von Ulrike Zemme

Kennst du das Gefühl, wenn einen das rote Elend überfällt? Ich hab herausgefunden, das Beste, was ich dagegen tun kann, ist, ich steige in ein Taxi und fahre zu Tiffany. Das beruhigt mich sofort, die Stille und die vornehme Umgebung. Da kann mir gar nichts Schlimmes passieren, mit all den liebenswürdigen Männern in den feinen Anzügen und dem herrlichen Duft nach Silber und Krokodillederbrieftaschen.
Wenn ich im wirklichen Leben einen Platz finden könnte, wo ich das gleiche Gefühl habe wie bei Tiffany, dann kaufe ich ein paar Möbel und gebe dem Kater einen Namen.
(Holly Golightly)

Holly Golightly ist der Darling der New Yorker Society. Sie fehlt auf keiner der angesagten Partys der Stadt und schmückt die Titelseiten der Klatschpresse. Ihre Freunde, vorwiegend vermögende Herren aus besseren Kreisen, spendieren ihrer charmanten Begleitung gerne ein großzügiges "Toilettengeld". Auch Hollys Nachbar, ein mittelloser Schriftsteller, fühlt sich von der anmutigen Frau unwiderstehlich angezogen – aus der anfänglichen Faszination wird rasch Liebe. Und auch Holly empfindet auf ihre Art Zuneigung zu ihm, allerdings ohne ihren Lebensstil zu ändern.

Der Amerikaner Truman Capote feierte im Alter von nur vierundzwanzig Jahren mit seinem Roman Andere Stimmen, andere Räume einen Sensationserfolg. 1958 veröffentlichte er den Kurzroman Frühstück bei Tiffany, in dem er treffend die schillernde New Yorker Schickeria porträtierte. In die Figur der glamourösen Holly Golightly flossen viele Wesenszüge von Capote ein, wie sein Biograf Gerald Clarke beschreibt: "Von all seinen Charakteren, sagte Truman später, sei ihm Holly am liebsten, und es ist leicht einzusehen, warum. Ihr ganzes Leben ist Ausdruck von Freiheit und Toleranz gegenüber menschlichen Verfehlungen, ihren eigenen wie auch denen aller anderen. Sie ist eine Frau, die aus dem Leben eine Ferienzeit (holiday) macht, durch die sie leichten Schrittes geht (go lightly)." Aber auch Hollys Ruhelosigkeit und ihr beständiges Streben nach gesellschaftlichem Aufstieg entsprechen Capotes Biografie.

Die Verfilmung des Romans mit Audrey Hepburn in der Rolle der bezaubernden Holly Golightly, dem zuerst gefeierten und dann fallengelassenen Darling der New Yorker Society, zählt längst zu einem Klassiker der Filmgeschichte. Legendär wurde der von Hepburn interpretierte und mit einem Oscar ausgezeichnete Song Moon River.

Hier kämpft Holly um ein bisschen Würde; die zarten Liebesgefühle für Fred lässt sie wohl aus psychologischen Gründen nicht zu. Eine zutiefst traumatisierte Frau, die nirgendwo ankommen kann.
So kann man das sehen, muss man aber nicht. Dafür hat Ruth Brauer-Kvam die Chance, eine neue, eigenständige Figur zu erschaffen, die kaum etwas vom Hepburn-Style hat. Das gelingt Brauer-Kvam vorzüglich.
(Kurier)

In Wien bewahren Michael Gampes Regie, Ruth Brauer-Kvam und Christian Nickel die Revitalisierung des wunderbaren Romans von Truman Capote vor dem Absturz.
Diese Holly ist keine geheimnisvolle Schöne, sondern ein gejagtes Kind, eine Waise, die einst Puteneier stahl und durch Dornengebüsch lief, und jetzt mit der gleichen Entschlossenheit, frisch gewitzt und beflügelt durch die Großstadt, ihr Leben veredeln will, das ihr aber immer wieder entgleitet. In Fred, dem jungen Nachbarn, dem sie den Namen ihres im Krieg verschollenen Bruders gegeben hat, findet sie einen Gefährten, aber er hat kein Geld: Christian Nickel, grau meliert, mit Anzug, tut was er am besten kann, er gibt den wohlerzogenen, melancholischen Gentleman, den Damen oft lieber an ihrem Tisch sehen als den Kerl, der die Rechnung zahlt. Alexander Strobele zeigt einmal mehr, wie man miese Rollen maximal aufpoliert, als Veterinär aus Texas, der die 14jährige Holly heiratete und dem sie davon lief. Martin Zauner erfreut als liebessüchtiger Bar-Betreiber.
(Die Presse)

Christian Nickel überzeugt als beflissen-redlicher Fred und schafft ganz entspannt den Spagat zwischen zwar stocksteif, aber doch kein Stock im Arsch. Man glaubt ihm seine Gefühle und die Leidenschaft, die sich durch seine ganze Wohlanständigkeit Bahn bricht.
(Der Standard)

Regie
Michael Gampe

Bühnenbild
Erich Uiberlacker

Kostüme
Birgit Hutter

Choreographie
Jean-Loup Jordan

Dramaturgie
Ulrike Zemme

Licht
Manfred Grohs

Holly Golightly
Ruth Brauer-Kvam

Fred
Christian Nickel

Joe Bell
Martin Zauner

O. J. Berman
Siegfried Walther

Rusty Trawler
Nicolaus Hagg

Mag Wildwood
Sarah Jung

José
Christoph Zadra

Doc Golightly
Alexander Strobele

Sid Arbuck
Oliver Huether

Travestiekünstler
Angelo Conti

Statist
Gregor Kronthaler
Angelo Conti
Junior Roberto
Reynaldo Sabato