Premiere: 21.10.2004
Anna Maria Krassnigg / Arthur Schnitzler
Fräulein Else
Uraufführung
Else, Tochter aus gutem jüdischen Haus, verbringt ihre Ferien mit der reichen Tante und ihrem Cousin in einem Nobelhotel in den Dolomiten. Sie bewegt sich auf eigenartig traumwandlerische Weise durchs Leben und legt ungewöhnliche Verhaltensweisen an den Tag. Sie hat es sich nämlich zu eigen gemacht, alle Vorgänge rund um sich messerscharf wahrzunehmen und zu durchschauen, andererseits, in einer irrealen "Traumwelt" innerhalb ihres Kopfes, sieht sie die Dinge und Menschen der Umgebung in ihrer nervösen Phantasie phantastisch verzerrt oder grotesk vergrößert. Kleine imaginierte Szenen spielen sich so nur in ihrer Vorstellung ab. Die Novelle von Schnitzler schildert die zunehmende Verstrickung in ihr Innenleben, ausgelöst durch einen dringenden Brief der Eltern um Geld, da nur so eine Verhaftung des Vaters abzuwenden sei. Else soll dazu benutzt werden, bei Dorsday, einem reichen Kunsthändler, die Summe zu erbitten. Als dieser nun die Bedingung stellt, sie dafür nackt sehen zu wollen, löst diese Forderung eine Kettenreaktion in Else aus, die schließlich zu einer Entblößung vor den versammelten Hotelgästen führt und in einer Überdosis Veronal endet. Ausschlaggebend für diesen nahezu filmisch auf den Höhepunkt der Novelle zusteuernden Handlungsverlauf ist das Verhältnis zu Elses Vater. Zum Schlüssel für das Verhalten von Fräulein Else wird ein immer wieder angedeutetes Missbrauchserlebnis in der Vergangenheit, das prägend für ihre weitere emotionale und sexuelle Entwicklung wurde. Vor allem die Dramatisierung der Novelle Schnitzlers von Anna Maria Krassnigg macht deutlich, dass es sich bei Else um eine traumatisierte junge Frau handelt, die sich aus Abhängigkeit und Liebe zum Vater dem Kunsthändler verkauft, dessen Gestalt sich am Ende jedoch in erschreckender Weise mit der des Vaters zu überblenden beginnt.
Die Erzählung Fräulein Else, von Arthur Schnitzler als innerer Monolog komponiert, wurde in der Bearbeitung von Ernst Lothar 1936 im Theater in der Josefstadt uraufgeführt. Die Regisseurin Anna Maria Krassnigg bringt nun Fräulein Else in einer neuen Dramatisierung auf die Bühne des Theaters in der Josefstadt.
Aus Schnitzlers Novelle hat Krassnigg ein richtiges Stück gemacht, in dem Elses innere Stimmen auf die zitierten Personen verteilt werden. In den rund 2 ¼ Stunden dominiert die noch etwas unrunde, aber enorm vehemente Else Maria Köstlingers die Bühne mit ihren atemberaubenden psychischen Schwüngen zwischen Jungfrau und Luder, Hure.
(Presse)
Köstlinger jedenfalls spielt mit Rieseneinsatz, versucht, die Else als heutiges, junges Mädchen zu zeigen, das gern mit ihren Reizen spielt, aber nicht will, dass mit ihr gespielt wird: Schrill, rotzig, ausgelassen, schnippisch, durchgeknallt, Nerven zerfetzend.
(Kurier)
Erfrischend: Therese Lohner als Freundin Cissy und in Ansätzen komisch Roland Kuste als Cousin und Frauenarzt.
(Salzburger Nachrichten)
Regie
Anna Maria Krassnigg
Bühnenbild und Licht
Bert de Raeymaecker
Kostüme
Eva Wandeler
Komposition und Sounddesign
Christian Mair
Dramaturgie
Rosina Raffeiner
Regieassistenz
Matthias Croy
Ton
Hans Peter Stubenrauch
Ton
Michael Huemer
Fräulein Else
Maria Köstlinger
Herr von Dorsday/Der Vater
Peter Scholz
Die Tante/Die Mutter
Marianne Nentwich
Der Cousin Paul
Ronald Kuste
Frau Cissy Mohr
Therese Lohner
Die Marchesa
Doina Weber
Der Pianist
Christian Mair
Der Römerkopf, ein Filou
Stefan Forster
Sein Freund, kein Filou
Marek Oravec
/ Elias Zolotar
Der Jüngling
Michael Menzel
Das Mädchen
Eva Maria Scholz
/ Patrizia Köhle