Premiere: 27.02.2020
Florian Zeller
Der Sohn
Österreichische Erstaufführung
ca. 2 Stunden, 30 Minuten (Pause nach ca. 70 Minuten)
Deutsch von Annette und Paul Bäcker
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich für das Leben nicht gemacht bin. Ich schaffe es einfach nicht. Obwohl ich es versuche, jeden Tag, mit ganzer Kraft, aber ich schaffe es nicht.
Nicolas
Nicolas ist 17 Jahre alt und soll bald das Gymnasium abschließen. Doch Zukunftspläne schmiedet er keine, die Schule schwänzt er, von Freunden isoliert er sich. Nicolas, von dem seine Eltern sagen, dass er früher ein so fröhliches Kind war, zieht sich immer mehr in sich zurück. Die Tatsache, dass sein Vater mit einer anderen Frau eben ein Baby bekommen hat, macht die Situation nicht leichter. Nicolas’ Mutter stößt in der Auseinandersetzung mit ihrem Sohn zunehmend an ihre Grenzen. Da beschließt Nicolas, zu seinem Vater und dessen Familie zu ziehen. Ein Wunsch, der nicht bei allen Beteiligten auf Begeisterung stößt.
Florian Zeller vermochte schon mit seinem Stück Vater durch seinen behutsamen Umgang mit menschlichen Schicksalen zu beeindrucken und zeigte dabei ein besonderes Gespür für familiäre Ausnahmesituationen. Sensibel schildert Zeller in Der Sohn, wie die Familie zunächst den Ernst von Nicolas’ seelischem Zustand verkennt und schließlich verzweifelt versucht, ihm zu helfen. Dabei wirft Zeller einen Blick auf moderne Lebensmodelle und zerbrechende Familien. Bei der Uraufführung in Paris im Februar 2018 wurde das Stück bejubelt . "Ein Meisterwerk voller Tiefgründigkeit, Sensibilität und Lebensweisheit", schrieb die französische Presse. In der Inszenierung von Stephanie Mohr wird Julian Valerio Rehrl in der Rolle des Nicolas sein Debüt in den Kammerspielen geben.
Nicht zuletzt wegen des eindringlichen und facettenreichen Spiels von Bluhm und Rehrl schneiden einem vor allem die Vater-Sohn-Dialoge bisweilen fast durchs Herz. Genial ist die Bühne von Miriam Busch: Der Fußboden in der Prenzlauer-Berg-Idylle von Pierre und Sofia fällt schräg ab, im Schnürboden hängt, gespiegelt, die komplette Einrichtung noch einmal von der Decke. Es scheint normal, aber in Wahrheit ist alles verschoben und falsch, immer kurz davor, zu kippen. Der Abend verliert nie an Spannung, was vor allem an den tollen Schauspieler*innen liegt. Hervorheben muss man Julian Valerio Rehrl, der den Nicolas mit enormer Konzentration und Präsenz auf die Bühne stellt. Ein sehenswerter Abend.
(nachtkritik.de)
Die Kammerspiele der Josefstadt zeigen Florian Zellers formidables Schauspiel "Der Sohn" in einer ebensolchen Produktion: ein hoch konzentriertes Kammerspiel in feiner Besetzung. Stephanie Mohr hat sensibel und präzise, mit starker Hand für Spannung und Tragik inszeniert. Das Ensemble ist exzellent: Marcus Bluhm und Susa Meyer repräsentieren die versagenden Alten, Swintha Gersthofer gefällt, und Julian Valerio Rehrl zeigt das Protagonistenformat eines ersten Schauspielers von morgen.
(Kronen Zeitung)
In den feinfühligen Händen von Regisseurin Stephanie Mohr läuft der Abend ohne Kitsch und Pathos und in bestem Realismus inszeniert ab und birgt einige intensive Momente. Stark und zu Recht heftig bejubelt.
(Der Standard)
Marcus Bluhm bezaubert als engagierter Papa, Susa Meyer als sensible Mutter wunderbar. Julian Valerio Rehrl spielt den Sohn Nicolas, eine schauspielerische Offenbarung in jeder Hinsicht. Swintha Gersthofer zeichnet Pierres zweite Frau abseits von Klischees mit Herz und Humor. Diese Aufführung ist ein echter Gewinn: psychologisch stimmig und richtig besetzt. Atemberaubend.
(Die Presse)
Gespielt wird – wie immer in der Josefstadt – auf höchstem Niveau. So überzeugt Marcus Bluhm als zwischen Hoffnung und Verzweiflung gekonnt changierender Pierre, so ist Susa Meyer eine in jeder Hinsicht berührende Anne. Als Sofia bringt Swintha Gersthofer auch Frische und Leben in die Tragödie; Oliver Huether als Arzt und Alexander Strömer (Pfleger) assistieren in kleineren Rollen souverän. Die Entdeckung ist Julian Valerio Rehr, der als Nicolas weit mehr als eine Talentprobe abliefert. Hier ist ein junger Schauspieler zu sehen, dessen Namen man sich merken sollte.
(KURIER)
Mit einem tollen Ensemble (überzeugend zerrissen: Marcus Bluhm, großartig selbstzerfleischend: Julian Valerio Rehrl) zeigt Stephanie Mohr die österreichische Erstaufführung des tragischen Familienstücks von Florian Zeller. Großartig.
(Falter)
Regie
Stephanie Mohr
Bühnenbild
Miriam Busch
Kostüme
Nini von Selzam
Dramaturgie
Barbara Nowotny
Licht
Manfred Grohs
Pierre
Marcus Bluhm
Nicolas
Julian Valerio Rehrl
Anne
Susa Meyer
Sofia
Swintha Gersthofer
Der Arzt
Oliver Huether
Der Pfleger
Alexander Strömer