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Theater in der Josefstadt
Premiere: 19.04.2007

Arthur Schnitzler

Der Ruf des Lebens

"Ich habe eine Tochter, für die ich mich geplagt habe", sagt der alte, kränkelnde Rittmeister Moser in Arthur Schnitzlers Der Ruf des Lebens (1906), "dreißig Jahre lang, die es mir verdankt, dass sie auf der Welt ist ... wozu zöge man Kinder auf, wenn sie in der schwersten Stunde sich davonstehlen dürften?"
Vom absoluten Gehorsam, den der Vater von Marie verlangt, von der Abhängigkeit, in der die Tochter gehalten wird, muss sie sich befreien, wenn sie dem Ruf des Lebens folgen will.

Bravos statt Buhs für "Der Ruf des Lebens": Vor seiner ersten Wiener Inszenierung im Theater in der Josefstadt hatte Franz Xaver Kroetz "Blut, Sperma und Tränen" angekündigt. Doch aus dem erwarteten Skandal wurde nichts. Seine Inszenierung des selten gespielten Dramas "Der Ruf des Lebens" von Arthur Schnitzler wurde von dem als konservativ verschrienen Premierenpublikum mit freundlichem Applaus bedacht. Bravos statt Buhs gab es für das engagiert spielende Ensemble, aber auch für Kroetz, der im grauen Zweireiher vor dem Publikum artige Diener machte.
(Die Zeit)

In einem gelungenen Coup konnte für das trostlose Stück der als Autor, Schauspieler und Regisseur gleichermaßen berühmte Franz Xaver Kroetz gewonnen werden und "Baby Schimmerlos" aus der populären TV-Serie "Kir Royal" macht seinem Ruf alle Ehre, selbst wenn ihm der letzte Akt viel zu lang geriet. Faszinierend dafür, was voranging: Joachim Bißmeier in der grandiosen Studie eines bösartigen, verbitterten alten Mannes, dessen Erscheinung und Stimme den Atem stocken lässt. Gerti Drassl als die tyrannisierte Tochter beeindruckt als die Verlorene in ihrer Liebessehnsucht noch mehr als die übrigen Darsteller in ihren scharf umrissenen Rollen. Das Publikum, nach dem ersten Akt hellauf begeistert applaudierte zuletzt gemessen höflich.
(Neues Volksblatt)

Das Ensemble scheint hoch motiviert und zeichnet jeweils die trotz der Kroetz’schen Zuspitzung ambivalenten Charaktere in ihren Zwängen und Sehnsüchten ausgezeichnet. Joachim Bißmeier liefert die Studie eines bösen alten Tyrannen, seine Tochter Marie spielt Gerti Drassl zwischen abgrundtiefer Verzweiflung und tiefem Lebenshunger. Peter Scholz ist der dubios auftretende Doktor, Florisn Teichjtmeister erheitert ein wenig mit seinen Bemühungen, als Forstadjunkt der großstädtischen Sprache gerecht zu werden und rührt fast als enttäuschter Brautwerber.
(Salzburger Nachrichten)

Erwartungsvoll durfte man der Josefstädter Premiere entgegensehen. Handelt es sich doch um den ambitionierten Versuch, einen so gut wie vergessenen Schnitzler fürs Theater neu zu entdecken - mit Franz Xaver Kroetz, der sich während der Arbeit in das Stück "verliebt" hat, als unkonventionellen Regisser und einer erstklassigen Besetzung.
(Wiener Zeitung)

Wie komplex das Werk von Arthur Schnitzler sein kann, wenn man es von innen her aufwühlt, demonstriert Franz Xaver Kroetz´ unterschätzte Regie. Seine Inszenierung des selten gespielten Stücks "Der Ruf des Lebens" ist ein packendes Psychodrama der Jahrhundertwende. Wenn auch nicht immer mit größter Präzision, arbeitet er doch die großen Konflikte mit archaischer Wucht heraus: zwischenmenschliche Katastrophen - eine Tochter wird vom Vater gequält, bis sie ihn umbringt, die letale Sinnlosigkeit militärischen Kadavergehorsams, die albernen Rituale der Männerehre. Befreit vom Kammerton agieren die Figuren auf Götz Loepelmanns Bühne, als wären sie von Thomas Bernhard, Ibsen oder Kroetz selbst.
Der Abend erreicht ein hohes Maß an Beklemmungsfähigkeit. Der finale Totentanz fügt eine oft brüchige, vielleicht auch bewusst fragmentarische, aber alles in allem schätzenswerte Inszenierung zu einem guten Ganzen.
(News)

Interessanterweise klingt dieser Schnitzler nicht nach Schnitzler. Der Doktor ist etwa eine typische Tschechow-Figur. Die schwindsüchtige, lebensgierige Katharina erinnert an Wedekind. Und der böse, alte Vater wirkt wie eine Vorahnung von Thomas Bernhard.
(Kurier)

Das Ensemble hätte Kraft und Talent zur Typenzeichnung in sich: Bißmeier und Drassl sind schlichtweg fulminant, Susanne Wuest imponiert im tuberkulösen Vergehen des jungen Lebens. Und von Alexander Pschill bis Hilde Dalik passen alle Figuren bestens. Sehr matter Applaus ohne den kleinsten Unmut.
(Kronen Zeitung)

Regie
Franz Xaver Kroetz

Bühnenbild
Götz Loepelmann

Kostüme
Erika Landertinger

Dramaturgie
Ulrike Zemme

Licht
Manfred Grohs

Regieassistenz
Elke Schwab

Regieassistenz
Christine Neuberger

Ton
Hans Peter Stubenrauch

Ton
Sylvia Matiz

Ton
Michael Huemer

Der alte Moser
Joachim Bißmeier

Marie, seine Tochter
Gerti Drassl

Frau Richter, Mosers Schwägerin
Elfriede Schüsseleder

Katharina, ihre Tochter
Susanne Wuest

Doktor Schindler, Arzt
Peter Scholz

Eduard Rainer, Forstadjunkt
Florian Teichtmeister

Der Oberst
Toni Slama

Irene, seine Frau
Hilde Dalik

Max, junger Offizier
Alexander Pschill

Sebastian, Unteroffizier
Mario Hellinger