Premiere: 13.01.2011
Peter Turrini
Campiello
frei nach Carlo Goldoni
ca. 1 Stunde, 30 Minuten, keine Pause
In der trist-kargen Welt des Campiello streiten und lieben sich die Leute. Zank und Eifersucht, aber auch unbändiges Gelächter bestimmen den Alltag. Leben heißt für die armen Leute am Campiello überleben. Das macht sie schamlos, wild und gefährlich. Den allein stehenden älteren Frauen muss jedes Mittel recht sein, ihre Existenz und die ihrer Kinder zu sichern. Eine Möglichkeit für die jungen Frauen ist die Ehe, eine Form, in der sie ökonomisch überleben können. Und sind die Kinder erst einmal verheiratet, können sich auch die Mütter dem Traum von Liebe und Ehe hingeben. Ein Cavaliere bringt Unruhe in den turbulenten Alltag, mit Eheversprechungen nährt er die Liebessehnsüchte der Frauen. Was für ihn aufregende Unterhaltung ist, bedeutet für die Leute vom Campiello Chaos.
"Es hat mich schon immer gestört, wenn das Publikum über die Liebessehnsucht älter werdender Frauen lacht. Dieses Auslachen, das so krampfhaft die Angst vorm eigenen Altwerden kaschiert, wollte ich dem Publikum nicht schenken. Ich wollte zeigen, daß es nicht lächerlich ist, wenn älter werdende Frauen auf ihrer Sehnsucht nach Liebe bestehen, sondern mutig."
Peter Turrini, 1982
Auf einem heruntergekommenen Platz in Venedig werden heftig Ehen, Liebschaften und Vermögenstransfers angebahnt. Von Carlo Goldoni geschaffen, von Peter Turrini vor fast 30 Jahren bearbeitet, von Herbert Föttinger in der Josefstadt auf die Bühne gebracht: In dieser Kombination kann bei "Campielo" kaum etwas arg schiefgehen. Föttinger findet vor einer Baustellenkulisse schöne Bilder für die Karnevalsburleske im Schnee. Mit Andrea Händler und Sigrid Hauser gelingt auch eine überzeugende Besetzung für die Matronen Pasqua und Catte. Die beiden verkuppeln ihre Töchter, hoffend, dass damit der Heiratsmarkt für sie selbst wieder frei wird. Beinahe rührend: Am Ende erkennen sie, dass ihre Zeit vorbei ist. Harmlos, aber lustig.
(Falter)
Föttinger hat das Bühnenplätzchen mit einer illustren Runde bevölkert. Neben den Gästen Hauser und Händler spielen etwa die fabelhafte Daniela Golpashin und (wunderbar scheinbar prüde) Therese Lohner.
(Kurier)
Grujčić und Bernardin erfüllen wunderbar das Klischee junger Italiener: Sie schwirren mir der Vespa über die Piazza und schwärmen vom Theaterleben.
Wie in den Beiseite-Szenen der Commedia dell'arte treten auch die Turrini'schen Figuren an die Rampe und entäußern ihr Intimstes: Aufgewiegelt von der Idee einer besseren Zukunft liefert Sigrid Hauser eine Opernparodie, Daniela Golpashin wird zur enthemmten Lulu, die verführerisch ins Stehmikro haucht, und Therese Lohner mimt den Tod der Julia.
(Furche)
Diese Übertragung ist flott und poetisch, die Inszenierung charmant und gar nicht besonders ordinär, wenn man den Inhalt bedenkt, der sich fast nur um das eine dreht. Sie bietet Glanzpunkte wie aus jenen TV-Sendungen, die den Superstar suchen, denn einige Schauspielerinnen dürfen sich richtig produzieren.
(Presse)
Peter Turrinis Goldoni-Bearbeitung Campiello ist eine sympathische Liebeserklärung an nicht mehr ganz junge Frauen.
(Österreich)
Die drei Witwen Orsola (gefällt: Gundula Rapsch), Pasqua (überzeugendes schauspielerisch-vielschichtiges Talent: Andrea Händler) und Catte (Mut zu verlebtem Aussehen und schrill als Verdis Violetta: Sigrid Hauser).
(Kronen Zeitung)
Regie
Herbert Föttinger
Bühnenbild und Kostüme
Rolf Langenfass
Musik
Michael Rüggeberg
Dramaturgie
Ulrike Zemme
Licht
Emmerich Steigberger
Regieassistenz
Tamara Hattler
Korrepetition
Bernhard van Ham
Ton
Michael Huemer
Ton
Karl Szalay
Ton
Jakob Schell
Orsola, eine Bewohnerin des Campiello
Gundula Rapsch
Zerzetto, Orsolas Sohn
Stefano Bernardin
/ Roman Blumenschein
Pasqua, eine Bewohnerin des Campiello
Andrea Händler
/ Isabella Gregor
Gnese, Pasquas Tochter
Daniela Golpashin
Catte, eine Bewohnerin des Campiello
Sigrid Hauser
Lucietta, Cattes Tochter
Silvia Meisterle
Anzoletto, der Verlobte der Lucietta
Ljubiša Lupo Grujčić
Fabrizio, ein Bewohner des Campiello
Siegfried Walther
Gasparina, Fabrizios Nichte
Therese Lohner
Sansuga, ein asthmatischer Wirt
Martin Zauner
/ Peter Scholz
Cavaliere, ein ortsfremder Aristokrat
André Pohl