Premiere: 25.02.2016
Thomas Bernhard
Auslöschung
Uraufführung / Uraufführung der Bühnenfassung von Oliver Reese
ca. 2 Stunden, 40 Minuten, eine Pause
Mein Bericht ist nichts anderes als eine Auslöschung, hatte ich zu Gambetti gesagt. Mein Bericht löscht Wolfsegg ganz einfach aus. Wir tragen alle ein Wolfsegg mit uns herum und haben den Willen, es auszulöschen zu unserer Errettung, es, indem wir es aufschreiben wollen, vernichten wollen, auslöschen. Aber wir haben die meiste Zeit nicht die Kraft für eine solche Auslöschung.
Aber möglicherweise ist jetzt der Zeitpunkt da.
Franz-Josef Murau
Der Österreicher Franz-Josef Murau lebt in Rom, wo er seinen Schüler Gambetti in deutschsprachiger Literatur und Philosophie unterrichtet. Eines Mittags erhält er ein Telegramm seiner beiden Schwestern, die ihm den Unfalltod der Eltern und seines Bruders mitteilen. Dies stürzt ihn in Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend auf dem Familiensitz Schloss Wolfsegg am Hausruck in Oberösterreich.
Wegen der nationalsozialistischen Vergangenheit seiner Familie sah er sich dazu gezwungen, ins Ausland und schließlich nach Rom zu flüchten – unterstützt wurde er dabei von seinem freigeistigen Onkel Georg, seinem einzigen Vertrauten in der Familie.
Anlässlich des Todes seiner Eltern und seines Bruders kehrt er nun zurück nach Wolfsegg, hilft seinen Schwestern bei der Vorbereitung der Beerdigung und empfängt die Trauergäste.
Auslöschung. Ein Zerfall (1986) ist in der literarischen Kritik nicht nur einmal als "Summe" des Werks von Thomas Bernhard bezeichnet worden. Und obwohl noch nicht abzusehen war, dass Auslöschung der letzte veröffentlichte Roman bleiben würde, tauchte gleich nach seinem Erscheinen die Vorstellung auf, dieses "Opus magnum" stelle eine Zusammenfassung des formalen und thematischen Spektrums von Bernhards bisherigem Prosa-Schaffen dar.
Hans Höller
Ein großer Spaß.
(Falter)
Diese listenreichen Widersprüche entfalten in Thomas Bernhards Werk herrliche Dynamiken. Der barocke Herabwürdigungs- und Hochstilisierungsfuror gibt den Texten Kraft. Und so war es gewiss nicht nur eine Überlegung der Kapazität, den Franz-Josef Murau aus dem 650-Seiten-Opus-magnum Bernhards in einer Bühnenfassung auf vier Schauspieler aufzuteilen. In Oliver Reeses Inszenierung "bekleiden" Wolfgang Michael, Christian Nickel, Udo Samel und Martin Zauner die inneren Wiedersprüche dieser Figur.
Christian Nickel gibt den nervösen Ängstlichen, Martin Zauner den Wutentbrannten, Wolfgang Micheal den trägen Abgründigen und Udo Samel - die Lichtgestalt des Abends - den Verschmitzten, stilvoll Heiteren. Samel bringt die Sätze zum Schwingen, weitet die Zwischenräume der Wörter, lüpft ihre Hintergründigkeit. Undenkbar, er wäre nicht dabei.
(Der Standard)
Bis in winzige Details sorgsam arrangiert und virtuos vorgestellt, kommen so der Ich-Erzähler und Bernhards persönliches Rollenspiel zur Deckungsgleiche. Das heißt dem Affen Zucker geben. Denn zu gerne folgt das große Publikum Bernhards auch seiner Krankheit geschuldeten Wende aus den frühen allegorischen, emblematischen Kopfkonstruktionen ("Verstörung", "Kalkwerk", "Die Korrektur") zum launischen Autobiographischen. Längst genießt es "Erregung", Schimpfen als "Übertreibungskunst" als Gaudi, egal ob Sozialisten oder Katholiken angefetzt werden.
Viermal Franz-Josef Murau auf der kahlen Bühne. Christian Nickel markiert im Prolo-Unterleiberl die Dichterseele, die sich nur in jungen Jahren ("Frost") den Arbeitern und Strafgefangenen öffnete. Martin Zauner steigert sich perfekt in den Schimpffuror nach dem Muster von Aschermittwoch-Reden. Wolfgang Michael gibt den hochnäselnd-blasierten Pseudoaristo, den sich Bernhard vom Freund Lampersberg abgeschaut hat. Udo Samel kippt blitzschnell aus beleibter Bonhomie in die gewiss shakespearetaugliche Rolle des gefährlich hellsichtigen Komödianten, Bosingels, Zornbinkels, Hofnarren. Kurz zwischendurch Samel im Dirndlkleid, Nickel als SS-Mann und Erzbischof, Zauner in Mutter Muraus Altamoda-Kostüm. Und Wolfgang Michael mit dem schweren Eisenhammer, unter dem ein Wolfsegger Puppenstuben-Modell birst.
(Wiener Zeitung)
Dieser ausufernde, grässliche, musikalische, widerwärtige, gemeine, hochpoetische und auch hochpolitische Text ist ein Fest für Hardcore-Bernhardianer. Aber eignet er sich auch für die Bühne? Oliver Reese, derzeit noch Intendant am Schauspiel Frankfurt und designierter Nachfolger von Claus Peymann als Direktor des Berliner Ensembles, hat Ja gesagt und für das Theater in der Josefstadt eine stark reduzierte Bühnenfassung erstellt. Am Donnerstag gab es die Uraufführung, bei der vier Darsteller sich die Rolle des Erzählers teilten. Nach zweieinhalb Stunden (inklusive Pause) schien festzustehen, wie auch der lang anhaltende Applaus bestätigte: Reese behält recht.
Wie spielt man Kopf-Theater? Im ersten Teil bleibt der rote Vorhang zu. Vier Muraus, allein, zu zweit, zu dritt oder gar im Quartett zeigen, was eine Rampe ist. Christian Nickel als verhaltene Version des Erzählers geht zuerst vor. Er spielt mit dem Telegramm. Er ist noch nicht einmal richtig angekleidet und ohne Schuhe, die Nachricht vom Tod der Seinigen hat ihn offenbar überrascht. Bald gesellt sich ihm Martin Zauner zu, dieser darf das Cholerische herauslassen. Er tobt, von Erinnerung gequält, gegen die Fotografie, diese perverse, lächerliche, gemeine Sucht, bis er zart vom geliebten Onkel spricht. Samel taucht auf, in hellem Anzug, wechselt zwischen der Rolle des Onkel Georg und des Erzählers. Schließlich gibt Wolfgang Michael die grauenhafteste Version eines Menschenfeindes, einen Mann, der aus Galle besteht.
Murau, der Zerstörer. Er tritt auf Frauenschuhe, macht mit einem Vorschlaghammer ein Puppenhaus platt. Etwas Action muss sein, damit all diese Kälte, diese Verstörung nicht erstarrt, deshalb schlüpfen die Akteure gelegentliche auch in Nebenrollen. Der Onkel ist die erste davon, bald folgen ein Erzbischof, ein Nazi, die Schwestern, die Mutter. Dirndlkleider sorgen für Heiterkeit. Das lenkt aber nur ab von der ungeheuer präzisen Sprache, deren Wirkung hier in der gebotenen Kürze nur angedeutet wird.
Nach der Pause gibt es stärkere Bilder. Hinter dem Vorhang ist alles aus Holz, nicht nur der Boden: Zwei gigantische Stöße verjüngen sich wie Wände zur bedrängenden Perspektive. Nur ein schmaler Spalt bleibt hinten frei. Nun zieht Murau hemmungslos über das Gesindel in Wolfsegg her. Große Namen wie Schopenhauer werden zur Waffe, biedere Worte wie Weinflaschenstöpselfabrikant dienen der Vernichtung. Die Kindheit daheim? "Gähnende Leere." Österreich? "Die Todesstrafe."
(Die Presse)
Reeses Textfassung funktioniert wunderbar, sie reduziert Bernhards Gedanken-Flut auf das Wesentliche und hat eine klare dramaturgische Struktur.
Reese hat den Text auf vier Personen aufgeteilt, die alle den Erzähler Murau verkörpern, aber auch andere Figuren andeuten. Martin Zauner ist brillant, zwischen Komödie und Tragödie wechselnd; Udo Samel rührt an; Christian Nickel ist jugendlich-aufgebgehrend; Wolfgang Michael ein Gespenst kurz vor dem Verlöschen.
Fazit: Ein interessanter Abend, der das zarte Gefühl der Enttäuschung hinterlässt.
(KURIER)
Das Stück feierte in einer Bühnenversion des deutschen Regisseurs Oliver Reese am Donnerstag seine Uraufführung im Wiener Theater in der Josefstadt. Aussagen wie "Österreich ist wie eine Todesstrafe" für seine Einwohner, schockierte das Publikum nicht. Sie quittierten die Vorstellung mit viel Applaus. Bei aller Bitterkeit und Zynismus Bernhards gestaltete sich der Abend als durchaus heiter.
Der Einstieg in die menschlichen Abgründe des Protagonisten Franz-Josef-Murau erfolgt unverblümt. In einem Telegramm erfährt der Österreicher vom Unfalltod der verhassten Eltern und des Bruders. Dadurch wird Murau aufgefordert, aus seinem freiwillig gewählten Exil Rom zurück in die von ihm verfluchte Heimat zu kehren. Schon vor vielen Jahren flüchtete er aus Wolfsegg, um seiner Familie und der braunen Vergangenheit der Stadt zu entkommen. "Alles ist entweder katholisch oder nationalsozialistisch", schimpft Murau. Überall seien nur "leidenschaftliche Vernichter" am Werk.
Die Verbitterung stellt sich schon in frühester Kindheit ein. Geboren wird er als "das überflüssigste Kind, das man sich vorstellen kann". Dargestellt wird der Monolog und innere Kampf Muraus gleich von vier Schauspielern. Wolfgang Michael, Christian Nickel, Udo Samel und Martin Zauner spielten perfekt aufeinander abgestimmt in schlichten Anzügen. Erinnert sich Murau an Szenen aus der Vergangenheit, schlüpfen seine Alter Egos auch gerne einmal in die Dirndlkleider der stumpfsinnigen Schwestern. Mit der Besetzung ist es dem Regisseur Reese eindrucksvoll gelungen, die Komplexität der Texte Bernhards einzufangen.
(DPA)
Reese hat in Frankfurt alle fünf autobiografischen Bernhard-Bücher in einen Theaterabend gepackt. Was von den dortigen Zuschauern heftig akklamiert wurde. Nun ist ihm mit seiner szenischen Einrichtung von "Auslöschung" in Wien naturgemäß selbiges gelungen.
Reese wendet einen Theatertrick an. Er teilt den Murau auf vier Spieler auf, heißt: auf vier Stimmen in einem Kopf: ich denke - wie ich denke - was ich denke - während ich es denke. Wolfgang Michael, Christian Nickel, Udo Samel und Martin Zauner üben sich als Pars pro tot im Parallelselbstgespräch; der Mensch wird während dieses Solos für vier Schauspieler ein Abbild seiner Imagination. Reese hat seinen superlativischen Suderanten sehr schön den Bernhard'schen Schalk in den Nacken gesetzt, mit ihnen der Erregung am Zerfall, der Lust an dieser Erregung und der Auflehnung im Aufschreiben nachgefühlt. Die familiär zugefügten Deformationen sind ja immer die schlimmsten, und so ist dieser Murau ein weiterer hassverschwenderischer Herrenhausvertriebener der literarischen Wiederholungstäters, den die Darsteller je nach körpereigener Betriebstemperatur zwischen Verzweiflungsvirtuosen, Mißmutsmanieristen und Verdrossenheitskomiker anlegen. Wie es hier steht, ist es schon falsch, weil zu einschränkend, zu beschreiben, Nickel verkörpere das lebenslang Liebe suchende, verletzte Kind, Samel den im Genussverbotscharakter versteckten Epikueer und Zauner die Art Zyniker, die Thomas Bernhard als vorletzten österreichischen Volksdichter ausweist. Mit Wolfgang Michael jedenfalls zieht der Wahnsinn in die Figur ein.
Das Quartett erweist sich als hochgradig geeignet für Bernhards hochmusikalische Übertreibungskunst. Seiner fulminanten Bühnenpräsenz ist es zu danken, dass der Abend Schauspiel statt Vortragsstück geworden ist. Aus Muraus Kopf evozieren sie weitere Dustergestalten, Samel und Nickel verzücken als tödlich schwesterliches Dirndl-Duett Caecilia und Amalia, Samel zeigt sich auch noch als Nestbeschmutzer-Onkel Georg, Nickel als Mutters erzbischöflicher Ex-Liebhaber und Muraus Möglichkeitsvater Spadoloni. Zauner schlurft als einer von Muraus "feinnervigen" Gärtnern über die Bühne. Sie alle sind von Reese wie aus den Schilderungen Muraus herausgeschält. Reese erweist sich als sehr exakter Regisseur, der seine Schauspieler präzise zu führen weiß; seine detailverliebten Einfälle statten deren Kanon aus.
(Mottingers Meinung)
Fabelhafte Herrenbesetzung. Großer Schauspielerabend.
(Österreich)
Bei Kunstwerken weiß man vorher nie, dass man sie gebraucht hat. Warum sollte man etwas Thomas Bernhards letzten und wahrscheinlich wichtigsten Roman "Auslöschung. Ein Zerfall" auf der Bühne sehen wollen? Regisseur Oliver Reese beantwortete diese Frage am Donnerstag im Theater in der Josefstadt, als hätte er nie etwas anderes getan, als 650-Seiten-Prosaschinken auf gut zweieinhalb Theaterstunden zuzuspitzen. Wenn so ein Versuch mehr als eine überlange Literaturstunde werden soll, dann gerne auf diese Weise und unbedingt mit Schauspielern vom Kaliber eines brillanten Udo Samel, Christian Nickel, Martin Zauner und Wolfgang Michael.
Reese schafft es sogar, maßgebliche Wesenszüge Muraus präzise auf die vier Schauspieler zu verteilen: Samel versammelt alles Philosophische und den Kindheitsschmerz des Ich-Erzählers, Michael das Abgründige, Nickel das jugendlich Melancholische und Zauner das geerdet Analytische. Die Puzzleteile sorgfältig zusammengesetzt, offenbart sich das Kraftwerk eines Charakters, der sich durch die österreichische Seele frisst. Dass der Abend trotzdem um eine Nuance zu lang ist, ändert nichts am begeisterten Applaus - erst recht nicht am Jubel für die Schauspieler.
(Oberösterreichische Nachrichten)
Für die unter Beifall uraufgeführte Umsetzung von Bernhards unbestechlicher Abrechnung wählt der erfahrene Reese einen durchaus spannenden Ansatz, indem er die Person Franz-Josef Murau vier Schauspielern anvertraut. Mit diesen vier in ihrer Körperlichkeit und Tonlage so unterschiedlich exzellenten "Sprechern" setzt er auf ein Theater des Wortes, in dem nur Mimik, kleine zärtliche wie herausfordernde Gesten und ein paar Requisiten Bernhards Sprachgewalt auf die Bühne bringen.
Udo Samel, wunderbar präzise und wie alle Muraus im schlammfarbenen Anzug, schlüpft zudem ins weiße Leinen des Onkels und einzigen Vertrauten oder, gemeinsam mit Christian Nickel, auch schon einmal lustvoll in das Dirndlgewand der bösartig-dummen Schwestern.
Christian Nickel bleibt in seinem agilen Spiel, als Murau wie als Erzbischof Spadolini, Mutters Liebhaber und Zerrbild eines klerikalen Heuchlers, in Erinnerung. Murau Nummer drei bringt in Gestalt von Martin Zauner den österreichischen Tonfall in diese Inszenierung ein und besticht mit einer bemerkenswerten Suada über die Fotografie als "Verletzung der Menschenwürde" (da scheint Bernhard ja einiges vorausgeahnt zu haben!).
Wolfgang Michael, lange an der Burg und nun in Frankfurt, gibt in seiner nicht nur von Andrea Breth geschätzten Eigentümlichkeit den wohl dunkelsten "Murau". Er zerkaut eindrucksvoll die quälenden Anklagen und ergänzt so kraftvoll das bestehende Kleeblatt. Langer Applaus und Bravos gelten Regie wie Darstellern und, nicht zuletzt, Thomas Bernhards großem Geist.
(Tiroler Tageszeitung)
Christian Nickel ist der jüngste Murau-Darsteller, ein in seiner Verzweiflung sehr energetischer, forcierter Sohn und Bruder. Als Nummer zwei tritt Martin Zauner auf, ein ganz famoser Komödiant, bauernschlaues Pokerface, die Hände in den Taschen geballt. Er arbeitet sich mit kalter Verachtung an dem ihm unlängst zugefallenen Schwager, einem "Weinflaschenstöpselfabrikanten" aus dem Badischen, ab.
Nummer drei ist Udo Samel, der sich als Onkel Georg einführt, als derjenige, der dem Neffen den Weg in die Geisteswelt wies, ihn aber auch vor dem Höchstpreis, den er dafür zu zahlen haben werde, warnte. Samel zieht versiert die Register des Komödiantischen, haut die Pointen raus, wie es ihm gefällt. Zusammen mit Christian Nickel gibt er die drolligste Einlage: In Dirndlkleidern und mit Kropfbändern um den Hals spielen sie einen kurzen Moment die stets hüpfenden und hustenden Schwestern Caecilia und Amalia. Die Nummer vier, Wolfgang Michael, ist schon physiognomisch die exzentrischste Figur, mit schnappklappendem Unterkiefer und zu Schlitzen verengten Augen gibt er den Zumutungsdarsteller.
Oliver Reese schickt die vier Stimmen ein und derselben Person in wechselnden Konstellationen auf die Bühne, die Hansjörg Hartung nach der Pause mit überhohen, stilisierten Brennholzstapeln ausgekleidet hat. Dort kreisen sie umeinander, legen ein ums andre Mal beschwichtigend die Hand auf die Schulter des anderen, schlagen sich auf die Finger, geifern, keckern, höhnen, spucken und ertrinken doch beinahe in den Abgründen dieser Selbsttherapie, aus der es kein Entkommen gibt. Nicht ein Gollum, der hier mit sich selbst spricht, gleich vier.
Zum Lachen ist Bernhard eben immer auch, und das hat der Regisseur inmitten dieser Auslöschungsphantasien herausgearbeitet, indem er dem Text Luft gibt, Pausen setzt.
(FAZ)
An der "Josefstadt", mittlerweile Wiens führendes Autorentheater, wurde schon der einst zum nationalen Skandal erklärte "Heldenplatz" viel belacht. Nun erfreut man sich an der Auslöschung. Oliver Reeses Verdienst ist es, Bernhards Sprache mit großer Authentizität in Monologe und vereinzelte Dialoge verwandelt zu haben. Die Übertreibungskaskaden hören sich grandios komisch an und werden stürmisch belacht.
Charisma und technische Perfektion bringt Udo Samel wie kein zweiter Mitwirkender des Abends auf. Diesem listigen, melancholischen Skeptiker kommt Martin Zauner qualitativ am nächsten, ein vergrübelter Räsonneur, ein geglücktes Bernhard'sches Alter Ego.
(NEWS)
Selten wird Sprache so kunstvoll dargeboten wie in dieser "Auslöschung".
Dass Thomas Bernhard Sprach-Musik gedichtet hat, wird köstlichst bestätigt. Alle vier Schauspieler schlüpfen in die Hauptrolle des Erzählers. Jeder bringt seine Prosa mit jeweils anderer Virtuosität und Sprach- und Spielkunst zum Klingen: Wolfgang Michael entwickelt den Bernhard'schen Weltzorn wie aus einer melancholischen Trübsal heraus; Christian Nickel enthüllt den Schmerz an geistloser Verlogenheit in scharfer, hellsichtiger Klarheit; Udo Samel kontrastiert aufs Feinsinnigste das Tragische mit dem Komischen; Martin Zauner gibt dieser Figur eine ländlich-österreichische Dumpfheit. Jedem der vier gelingt es, Triumph, Sehnsucht, Empörung oder Verzweiflung in Melodie zu übersetzen.
(Salzburger Nachrichten)
Regie
Oliver Reese
Bühnenbild
Hansjörg Hartung
Kostüme
Elina Schnizler
Musik
Jörg Gollasch
Dramaturgie
Ulrike Zemme
Licht
Emmerich Steigberger
Technische Mitarbeit
Christian Waldner
Franz-Josef Murau
Wolfgang Michael
Christian Nickel
Udo Samel
Martin Zauner