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Kammerspiele der Josefstadt
Premiere: 21.11.2019

Agatha Christie

Mord im Orientexpress

Deutsche Erstaufführung

ca. 2 Stunden, 10 Minuten (Pause nach ca. 60 Minuten)

Deutsch von Michael Raab Für die Bühne bearbeitet von Ken Ludwig

MURDER ON THE ORIENT EXPRESS © 2016 Agatha Christie Limited & Ken Ludwig. All rights reserved. Adapted from MURDER ON THE ORIENT EXPRESS © 1934 Agatha Christie Limited. All rights reserved. MURDER ON THE ORIENT EXPRESS, AGATHA CHRISTIE, and POIROT are registered trademarks of Agatha Christie Ltd.  All rights reserved.

Kaum finde ich ein Puzzleteil, hat der Verdächtige ein Alibi. Oberst Arbuthnot? Will sich vielleicht wegen einer Geschäftssache rächen – aber MacQueen gibt ihm ein Alibi. Was ist mit Miss Ohlsson? – Sie ist seltsam, irgendetwas stimmt mit ihr nicht – doch sie schwört, sie und Miss Debenham plauderten die ganze Nacht in ihrem Abteil. Dasselbe bei Mrs. Hubbard und der Prinzessin, jetzt wird auf Miss Debenham geschossen, und mir gehen die Verdächtigen aus!
Hercule Poirot

Eine gemütliche Fahrt im berühmten Orientexpress sollte es für Hercule Poirot werden, doch schon kurz nach der Abfahrt bleibt der Zug in der verschneiten Landschaft stecken. Die Anspannung steigt, als sich die weiße Winteridylle jäh blutrot färbt: Einer der Mitreisenden wurde mit acht Messerstichen ermordet. Fehlende Spuren im Schnee lassen nur einen Schluss zu: Der Mörder befindet sich noch im Orientexpress, und nun ist Poirot am Zug. Nach und nach trägt er Indizien zusammen, die mannigfaltiger nicht sein könnten: ein Taschentuch mit verräterischen Initialen, ein abgerissener Uniformknopf, ein geheimnisvoller Schaffner, den niemand kennt – und schließlich geschieht ein zweiter Mordversuch...

Der Kriminalroman Mord im Orientexpress erschien erstmals 1934. Zwei Jahre zuvor war der kleine Sohn des amerikanischen Luftfahrtpioniers Charles Lindbergh entführt und trotz Zahlung einer hohen Lösegeldsumme ermordet worden. Dieses Verbrechen nahm Agatha Christie zur Vorlage eines ihrer berühmtesten Krimis. 1974 erfolgte die erste, für sechs Oscars nominierte Verfilmung mit Albert Finney als Poirot. Ingrid Bergman gewann den Oscar als Beste Nebendarstellerin für die Rolle der Greta Ohlsson. 2017 nahm sich Ken Ludwig, der Autor des Kassenschlagers Othello darf nicht platzen, des Falles an: Ohne einen Funken Spannung einzubüßen setzt Ludwig in seiner Dramatisierung ganz auf das Flair des klassischen Whodunit-Krimis, wobei sein Gespür für Humor dem Stück eine gehörige Prise Witz verleiht. Nun erlebt der Krimiklassiker an den Kammerspielen seine deutschsprachige Erstaufführung.

Als Poirot ist Siegfried Walther zu sehen. Er legt den Detektiv durchaus als Peter-Ustinov-Hommage an, die herablassend-hochnäsige Art, die Poirot mitunter auch unterläuft, wird von Walther zurückgeschraubt auf ein liebenswertes Maß. Überhaupt ist die Inszenierung von Werner Sobotka schwarzhumorig und mit einer Liebe für die reichlich vorhandenen Schrulligkeiten der handelnden Personen angelegt. Das merkt man der Spielfreude des Ensembles dann auch an: Ulli Maier brilliert als schmuckbehängte Amerikanerin mit beachtlicher Ehegatten-Historie - forsch und immer auch ein bisschen anlassig. Marianne Nentwich gibt die alte Prinzessin Dragomiroff knochentrocken. Daneben schillert ihre Reisebegleitung Therese Lohner als Greta Ohlsson in überdrehter Hysterie. Michaela Klamminger ist eine mondäne Gräfin Andrenyi, Alexandra Krismer eine kecke Mary Debenham, Johannes Seilern unterstützt Poirot als Eisenbahnmanager Bouc mit einigem Galgenhumor. Paul Matic grenzt seine Doppelrolle als Mordopfer Ratchett (mafiös lallend) und Oberst Arbuthnot (fast immer gefasst) gekonnt voneinander ab, so wie auch Markus Kofler als schnippisch-gehetzter Hotelkellner und als eilfertiger Schaffner. Schön anzusehen ist das Bühnenbild von Walter Vogelweider. Auch optisch also eine Inszenierung, die genau das bietet, was man erwartet. Was bei einem Agatha-Christie-Krimi keineswegs ein Nachteil sein muss: Denn die sind ja auch dafür bekannt, dass man exakt das bekommt, was man erwartet. Ein programmierter Publikumserfolg - und schon jetzt großflächig ausverkauft.
(Wiener Zeitung)

Der Bühnenbildner Walter Vogelweider verleiht dem engen, sprich dramatisch verdichteten Tatort mittels Längsschnitten durch putzige Wagons eine gemütliche, winterlich-warme Atmosphäre. Siegfried Walther stattet den guten Mann mit aller Historizität aus, die Christies Held von Anfang an zu eigen war. Der Belgier pflegt den honettesten Umgang mit seinen Reisegefährten, und es gelingt ihm, mindestens genauso sehr wie der eingestreuten Filmmusik, mit seiner akkuraten Intonation dramatische Stimmung zu erzeugen. Sein "Rrrrrache" und sein "Trrrragödie" sowie seine Bekennerlaute auf Französisch lassen keine Wünsche offen. Ein Theaterabend für kalte europäische Winterabende.
(Der Standard)

Werner Sobotka hat in Walter Vogelweiders sehr wandelbarem Bühnenbild und den schön-nostalgischen Kostümen von Elisabeth Gressel alles richtig gemacht. Er konzentrierte sich ganz auf die Zeichnung der vielen skurrilen Charaktere. So ist Siegfried Walther ein köstlich-indignierter Poirot mit dem Spürsinn für das gewisse Etwas, Marianne Nentwich eine grandios-noble Prinzessin Dragomiroff. Ein Gustostück liefert Ulli Maier als fluchend-lüsterne Mrs. Hubbard ab; exzellent agieren auch Therese Lohne als bigotte Greta, Martin Niedermair, Paul Matic und Markus Kofler. Alexandra Krismer, Johannes Seilern und Michaela Klamminger stehen ihnen um nichts nach. Ein Fest der Schauspieler.
(KURIER)

Agatha Christies berühmter Kriminalroman "Mord im Orientexpress" in der Fassung des amerikanischen Dramatikers Ken Ludwig ("Otello darf nicht platzen") als deutschsprachige Erstaufführung wird wohl die Kassen der Josefstadt zum Klingeln bringen. Zu verdanken ist der Erfolg in erster Linie dem Komödientempo-geeichten Regisseur Werner Sobotka, der den vor allem aufgrund seiner exzellenten Verfilmungen sattsam bekannten Krimi auch auf der Bühne mit filmischen Mitteln unterfüttert hat, ohne dabei jedoch den sehr viel eingeschränkteren Schauplatz Theater zu verraten. Walter Vogelweider hat einen eleganten After-Eight-grünen Zug auf die Drehbühne der Kammerspiele gestellt. Das Kolorit der Zwischenkriegszeit, ein bisschen Pelz, Glamour und Tweed, repräsentieren zudem die Kostüme von Elisabeth Gressel, die wenigen Videos (Jan Frankl) atmen ebenso den Charme der Stummfilmära. Josefstadt-Veteran Siegfried Walther zeichnet den Detektiv Hercule Poirot um einiges sympathischer und zuvorkommender, als die Romanfigur und auch die Film-Alter-Egos vorgeben. Eine gute Entscheidung und eine durchaus glaubwürdig repräsentierte Behauptung! Spaß macht zudem das ungleiche Gespann der Marianne Nentwich (Prinzessin Dragomiroff) und Therese Lohner (Greta Ohlsson), lustvoll alle Register ziehend verkörpert Ulli Maier die mondäne Mrs. Hubbard. Werner Sobotkas offensichtlich sehr genaue, auf exaktes Timing bedachte Schauspielerführung, immer im Verein mit Darstellern, die ihm da zu folgen in der Lage sind, lässt wirklich dichte und dadurch komödiantisch punktgenaue Szenen entstehen. Genussvoll zu beobachten bei Johannes Seilern als Chef der Zuggesellschaft oder bei Paul Matic, der sowohl als Mordopfer Samuel Ratchett wie in der Rolle des trockenen Oberst Arbuthnot überzeugt. Ihnen stehen Alexandra Krismer (Mary Debenham) oder Michaela Klamminger als frisch-forsche ungarische Gräfin in nichts nach. Martin Niedermair und Markus Kofler komplettieren ein Ensemble, dessen erfreuliche Spiellaune für einen gelungenen Theaterabend sorgt.
(Tiroler Tageszeitung)

In einem formschönen Bühnenbild von Walter Vogelweider punktet Siegfried Walther mit belgischer Schrulligkeit, verblüfft Paul Matic als zwielichtiger Reisender und jammert Therese Lohner zum Steinerweichen als idealistisches Kindermädchen.
(Die Presse)

Eine unterhaltsame Boulevardkomödie in ausnahmslos beachtlicher Besetzung mit einem schlauen Bühnenbild von Walther Vogelweider.
(Kronen Zeitung)  

Regie
Werner Sobotka

Bühnenbild
Walter Vogelweider

Kostüme
Elisabeth Gressel

Video
Jan Frankl

Ton
Reinhard Köberl

Dramaturgie
Barbara Nowotny

Licht
Manfred Grohs

Hercule Poirot
Siegfried Walther

Monsieur Bouc
Johannes Seilern

Mary Debenham
Alexandra Krismer

Hector MacQueen
Martin Niedermair

Michel, Schaffner/Oberkellner
Markus Kofler

Prinzessin Dragomiroff
Marianne Nentwich

Greta Ohlsson
Therese Lohner

Gräfin Andrenyi
Michaela Klamminger

Mrs. Hubbard
Ulli Maier

Oberst Arbuthnot/Samuel Ratchett
Paul Matić