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Theater in der Josefstadt
Premiere: 03.10.2013

Eduardo de Filippo

Hochzeit auf Italienisch - Filumena Marturano

ca. 2 Stunden, 25 Minuten, eine Pause

"Ich bin davon überzeugt, dass meine Komödien zutiefst tragisch sind, selbst dann, wenn sie zum Lachen reizen." (Eduardo De Filippo)

Nach fünfundzwanzig Jahren wilder Ehe mit der ehemaligen Prostituierten Filumena will der wohlhabende Domenico plötzlich nichts mehr von ihr wissen: der Grund heißt Diana und ist blutjung. Die verschmähte Geliebte täuscht daraufhin vor, "todkrank" zu sein, um den Treulosen zu einer raschen Eheschließung zu nötigen. Doch der Betrug fliegt auf, ein Anwalt erklärt die Ehe für null und nichtig. Nun muss Filumena zu härteren Mitteln greifen: Sie konfrontiert Domenico mit ihren drei Söhnen, die sie bis dato verheimlicht hatte. Einer davon, behauptet sie, sei sogar sein eigener. Nur welcher?

Eduardo De Filippos Theaterstück "Filumena Marturano", dessen Uraufführung 1946 in Neapel stattfand, wurde 1964 unter dem Titel "Hochzeit auf Italienisch" von Vittorio De Sica mit dem damaligen Traumpaar Sophia Loren und Marcello Mastroianni verfilmt.

Eduardo De Filippo schlug mir und Sophia vor, mit Filumena Marturano an den Broadway zu gehen: eine fantastische Chance. Wir hatten bereits in De Sicas wunderbarer Verfilmung des Stückes zusammen gespielt. Sophia spricht ausgezeichnet Englisch, ich so recht und schlecht.
"Sprichst du mit Sophia darüber?" fragte mich Eduardo.
"Natürlich, ja!"
Und ich rief Sophia an, die damals wie ich in Paris lebte.
"Sophia, wir haben eine fantastische Chance. Eduardo will Filumena Marturano am Broadway herausbringen! Weißt du, was das bedeutet? Das ist ein Abenteuer, bei dem wir wieder jung werden: du machst einmal etwas anderes, spielst Theater ..."
"Aber ich bin doch jung“, gab sie mir zur Antwort.
"Also brauche ich nicht Theater zu spielen."
(Marcello Mastroianni, Ja, ich erinnere mich)

Ein vorprogrammierter Publikumserfolg. Der Garant für ein volles Haus. Völlig zu Recht. Denn die Inszenierung vom hauptberuflichen Theater-der-Jugend-Chef Thomas Birkmeir ist entzückend. Unter anderem oder vor allem, weil er als Regisseur das Tragi- genauso ernst nimmt wie das -komische.(...)Herbert Föttinger passt die Figur des "Mimi" Soriano wie eine zweite Haut. Jedes Klischee über italienische Männer sitzt. Changierend zwischen Muttersöhnchen (wunderbar, wie er sich mit einem Aufschrei auf ihren Sarg wirft oder später die "heilige" Verstorbene auf Knien um Beistand gegen Filumena anfleht) und knallhartem Macho, elegant tänzelnd, weniger elegant keifend, mittelschwer hypochondrisch, ebenso hysterisch, ein Herrenschuhfetischist, ein Maulheld, aber ein anrührender. Nicht umsonst wird er von Filumena so heiß geliebt. Diese, das "alte, angestaubte Möbelstück", spielt Sandra Cervik nach ihrer fulminanten "Sterbeszene" mit beinah immer stoischer Ruhe – manchmal greift sie auch zum Küchenmesser. Ihre Filumena ist ernsthafter, ehrlicher, ehrbarer als der Rest der Gesellschaft. Eine, die aus der Gosse wollte, und im Leerlauf der Versprechungen endete. Zynisch kommentiert sie die von De Filippo festgeschriebene Sozialkritik, wenn sie das reiche, verzogene, ergraute Bürschen entspannt, die Hühnerhaxn in der Hand, filetiert. Sie hat den Spieß umgedreht – in einer Zeit, in der es noch keine DNA-Tests gab, aber das Blatt wird sich noch einmal wenden … Als sie sich ihren Söhnen erstmals als das präsentiert, was sie ist, ihnen dabei nicht ins Gesicht sehen kann, hat Cervik die stärkste Szene des Abends. Doch für den ganzen gilt, wie schön es ist zuzusehen, wie die Chemie zwischen ihr und Herbert Föttinger stimmt. Außerdem gefallen Filumenas "Mitverschwörer" Marianne Nentwich als Haushälterin Rosalia, Siegfried Walther als vermeintlicher Mimi-Intimus Alfredo und Gideon Singer als desorientierter Priester. Hilde Dalik, wie immer eine Augenweide, lässt als "naive" Schöne Diana schön durchblicken, welch bösartige Xanthippe sich hinter der bezaubernden Oberfläche verbirgt.(...)All diese Tollheiten hat Birkmeir mit Tempo und Temperament in Szene gesetzt.
(Mottingers Meinung)

Hausherr Herbert Föttinger – dessen Darstellung eine einzige Hommage an Marcello Mastroianni ist, der in Vittorio De Sicas Film den Domenico spielte – stattet diese Figur mit gefährlich viel Charme aus, hat aber auch genug Abgründigkeit zu bieten, um sie nicht zu verharmlosen. Seine Ehefrau Sandra Cervik ist als Ex-Prostituierte Filumena Marturano (also in Sofia Lorens Rolle) stellenweise bedrückend gut. Sowohl Komödie als auch Tragödie gehen sich gut aus, weil Regisseur Thomas Birkmeir – derzeit Leiter des Theaters der Jugend, als ein Kandidat für das Volkstheater im Gespräch – mit gutem Gefühl für Rhythmus und Melodie inszenierte.
(Kurier)

Die Aufführung ist sehr gelungen. Das Ensemble ist gut geführt, jede Figur wird plastisch. Speziell Marianne Nentwich gefällt als weises Hausfaktotum Rosalie. Die Dialogregie ist nahezu blendend Föttinger ist hinreißend als alternder Latin Lover Domenico, der in De Filippos symmetrischer Dramaturgie im ersten Teil alle seine Gemeinheiten versprühen darf, bevor ihn im zweiten Teil die gerechte Strafe ereilt.
(Die Presse)

Überzeugendes Zusammenspiel von Sandra Cervik und Herbert Föttinger. Ihre Schreiduelle und Handgreiflichkeiten, Flüsterworte und Umarmungen nimmt man ihnen gern ab. Cervik ist das Epizentrum der zweieinhalbstündigen Aufführung, ihre darstellerische Bandbreite beachtlich - Aufruhr und Ruhe, Tragik und Komik sind bei ihr zuweilen einen Hüftschwung und einen Wimpernschlag entfernt. Die naive Verliebtheit einer 17-Jährigen vermag die Schauspielerin ebenso glaubhaft darzustellen wie die frühen Enttäuschungen einer jungen Mutter sowie die gereifte Zuneigung einer Frau mittleren Alters. Auch Föttinger läuft zur Hochform auf, wenn er sich - wie im zweiten Teil - von einem Wutanfall zum nächsten hangeln kann. "Hochzeit auf Italienisch", die Hure mit dem großen Herz, die den eingefleischten Macho letztlich bezwingt - eine uralte Geschichte, nicht neu, aber erfrischend erzählt.
(Wiener Zeitung)

Thomas Birkmeir hat gerade diese Mischung perfekt, ganz ohne Schnörkel auf die Bühne gesetzt, dabei aus Sandra Cervik und Herbert Föttinger Neues herausgeholt.(…)Noch eines ist ein Glücksfall: Sandra Cervik als Filumena und Herbert Föttinger haben sich ganz in Birkmeirs Hände begeben.(…) Cervik wiederum zeigt vielerlei menschliche Züge, Facetten einer Tragödin ohne lärmende Selbstdarstellung und schnippische Hinterlist ohne Aufdringlichkeit. Berührend die beiden im letzten Bild. Um das Paar schart sich ein Ensemble der Typen, der skurrilen wie perfiden (inklusive der Statisterie).(…)Jubel!
(Kronen Zeitung)

Regie
Thomas Birkmeir

Bühnenbild
Christoph Schubiger

Kostüme
Irmgard Kersting

Dramaturgie
Silke Ofner

Licht
Manfred Grohs

Filumena Marturano
Sandra Cervik

Domenico Soriano
Herbert Föttinger

Rosalia Solimene
Marianne Nentwich

Alfredo Amoroso
Siegfried Walther

Diana
Hilde Dalik

Mutter Domenicos
Sylvia Eisenberger

Lucia
Eva Mayer

Priester
Gideon Singer

Umberto
Alexander Absenger

Michele
Josef Ellersdorfer

Riccardo
Nathanaele Koll

Nocella
Martin Niedermair / Christian Futterknecht

Puffmutter/Signora Cuccurullo
Susanna Wiegand

Arzt
Friedrich Schwardtmann

Schneiderin/Kassierin
Hillevi Hofmann

Ministrant
Erik Borde

Passanten/Huren/Bordellbesucher/Trauergäste/Umbauhelfer
Maria Astl
Clara Diemling
Cathrine Dumont
Josef Ellersdorfer
Markus Freistätter
Hillevi Hofmann
Patrick Kaiblinger
Nathanaele Koll
Rafael Wieser

Filumena Double
Clara Diemling