Premiere: 01.03.2018
Christopher Hampton
All About Eve
Uraufführung
ca. 2 Stunden, 15 Minuten (Pause nach ca. 60 Minuten)
Von Christopher Hampton Deutsche Übersetzung von Daniel Kehlmann
Basierend auf dem Film von Joseph L. Mankiewicz (1950)
Mit freundlicher Genehmigung von 20th Century Fox und CRC Productions & Strouse IP
Uraufführung
Margo Channing ist der Star der New Yorker Theaterszene. Bill Sampson ist nicht nur ihr Regisseur, sondern auch ihr Liebhaber. Lloyd und Karen Richards sind ihr Dramatiker und ihre beste Freundin. Max Fabian ist ihr Produzent. Addison DeWitt ist ihr vorteilhaftester Kritiker. Eve Harrington ist ihre treu ergebenste Dienerin – zumindest scheint es so...
In diesem Intrigenspiel rund um Glanz, Glamour und Ruhm ist sich jeder selbst der Nächste und auf welche Freundschaften tatsächlich Verlass ist, wird sich erst nach einigen Härteproben erweisen.
Christopher Hampton, britischer Dramatiker und Drehbuchautor, hat aus Mankiewicz’ Vorlage die Bühnenfassung für die Kammerspiele angefertigt. Für sein Drehbuch von Gefährliche Liebschaften erhielt er 1989 den Oscar und den Writers Guild of America Award, weitere Titel von ihm sind u.a. Abbitte und Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten. Auch Eine dunkle Begierde, dessen Bühnenversion 2014 am Theater in der Josefstadt uraufgeführt wurde, stammt aus seiner Feder. Wie bei der damaligen Produktion zeichnet Daniel Kehlmann auch bei All About Eve für die Übersetzung verantwortlich.
Das Theater in der Josefstadt hat sich wieder einmal dem Film verschrieben. Drehbuchstar, Dramatiker und Regisseur Christopher Hampton schrieb die Theaterfassung, Autor Daniel Kehlmann übersetzte den Text, Direktor Herbert Föttinger sprang erneut für eine Regie ein, diesmal wegen Erkrankung des Briten. Hampton hat diverse Nebenrollen reduziert – leider auch für tolle Schauspielerinnen wie Martina Stilp und Susa Meyer, die das Zeug zu echten Diven haben, hier aber nur in kurzen Auftritten als beste Freundin und als Gehilfin von Channing ihr großes Können beweisen. Sandra Cervik ist in der Hauptrolle nicht in den Fehler verfallen, Bette Davis zu imitieren. Sie gibt den erfahrenen Star erdiger, fast melancholisch. Martina Ebm spielt ihre junge Konkurrentin. Die Entwicklung vom blassen Fan zum alles verdrängenden Star ist stimmig, ein Lehrstück, wie aus Verstellung Entblößung wird. Und wer manipuliert all diese Damen? Mächtige oder auch nur berechnende Männer. Joseph Lorenz spielt mit kaltem Charme einen korrupten Theaterkritiker der "New York Times", der Stars macht, ausnutzt und auch wieder fallen lässt. Alexander Pschill als Dramatiker, der anfangs auf den Ruhm der Diva angewiesen war, und Raphael von Bargen als deren Regisseur und treuer Liebhaber sind glänzend in ihren recht kleinen Rollen.
(Die Presse)
Christopher Hampton hat die Dramatisierung für die Kammerspiele geliefert. Er und sein Übersetzer Daniel Kehlmann haben dabei vor allem eines richtig gemacht: Den federleichten Sarkasmus der Dialoge haben sie mühelos auf die Bühne übersetzt, das Ensemble dankt es mit eleganter Spielfreude. Gepflegte Bösartigkeit und eine wohltuend altmodische Selbstverständlichkeit von Kitsch sowie lässige Jazzmusik lassen diese Geschichte schillern wie die Roben, die Birgit Hutter den Schauspielerinnen angezogen hat. Sandra Cervik nimmt man die zwischen Selbstmitleid und Selbstironie schwankende alternde Diva amüsiert ab, Martina Ebm den intriganten Wechselbalg ebenso. Unter der diskreten Regie von Herbert Föttinger unterstützen die Männer rund um und zwischen den beiden - Raphael von Bargen als Bill, Alexander Pschill als Dramatiker Lloyd Davis und Fritz Egger als Produzent Max Fabian - die zwei Kampfkolleginnen mit ihren eigenen berufsbedingten Neurosen. Martina Stilp, die Margos Freundin Karen spielt, besticht mit prägnantem Entsetzen über die Zerstörungskraft von Eve - die sie selbst Margo vorgestellt hatte. Joseph Lorenz verbindet die Akte als Theaterkritiker/Erzähler Addison DeWitt so frotzelnd wie hinterhältig.
(Wiener Zeitung)
Ein heillos selbstverliebter Theaterkritiker (Joseph Lorenz) rekapituliert, wie es das skrupellose Girlie Eve Harrington (Martina Ebm) auf hinterhältige Weise schafft, die Schauspieldiva Margo Channing (Sandra Cervik) vom Sockel zu stoßen und sich selbst als ihre Nachfolgerin zu positionieren. Ein Regisseur (Raphael von Bargen), ein Dramatiker (Alexander Pschill), ein Produzent (Fritz Egger) und der Theaterkritiker sehen dabei zu, wie sich die beiden Frauen zerfleischen. Herbert Föttingers Inszenierung befriedigt dank imposanter Pelzkreationen aus den Werkstätten der Josefstadt (Kostüme: Birgit Hutter) Hollywoodfantasien. In einem dieser edlen haarigen Teile (Opossum?) muss sich das Starlet am Ende dem Großkritiker gar zu Füßen werfen. Er kennt ihre wahre Geschichte und droht an, sie damit unter Druck zu setzen. Diese überstrapazierte Geste passt gut ins Schema dieses märchenhaften Plots, der von stereotypen Geschöpfen bewohnt wird: flennende wie hintertriebene Frauen und souverän-sachliche Männer. Wann wird einmal jemand den Spieß umdrehen?! Das Ensemble agiert zügig und mit Verve: Ebm mutiert vom Mäuschen zum Paradiesvogel, Cervik lotet die Stadien ihrer Kränkungen tief aus.
(Der Standard)
Die Josefstadt hat mit dieser Uraufführung einen echten Hit gelandet. Die einfühlsame Regie von Hausherr Herbert Föttinger, der in Walter Vogelweiders reduziertem Scheinwerfer-Bühnenbild (schön die 50er-Jahre-Kostüme und die Frisuren von Birgit Hutter) seine Darstellerinnen und Darsteller ins rechte Licht rückt. Und diese Schauspieler sind es auch, die dieser herrlich bissigen, zugleich tieftragischen Nabelschau der Eitelkeiten viel Glanz verleihen. Sandra Cervik etwa, die als alternder, exzentrischer Bühnenstar den Verfall einer Diva nachvollzieht. Oder Martina Ebm, die vom anfangs hässlichen Entlein zum eiskalt-berechnenden, schönen Schwan mutiert. Joseph Lorenz, der mit einer wunderbaren, pointierten, skrupellos-lakonischen Arroganz perfekt den mächtigen Kritikerpapst zeichnet. Alexander Pschill, der den erfolgreichen Autor als köstlich fahrigen Pantoffelhelden anlegt, der in seiner dominanten Gattin (Martina Stilp beeindruckt hier sehr) eine ideale Partnerin findet. Als Regisseur darf Raphael von Bargen sehr charmant um Margos Liebe kämpfen; für die hantigen Töne ist Susa Meyer als resche Birdie zuständig. Gioia Osthohh als wandelnder Blondinenwitz, Fritz Egger als Produzent und Swintha Gersthofe als Nachwuchshoffnung komplettieren die theatralische Innenschau gut. Ein Fest grandioser SchauspielerInnen!
(KURIER)
Fein gesponnenes Intrigenspiel im Theatermilieu. Eine Freude, den Theaterleuten zuzuschauen, wenn sie den Intrigantenstadel mit prallem Bühnenleben erfüllen.
(Kleine Zeitung)
Geboten wird, in der süffigen Übersetzung von Daniel Kehlmann, ein nonchalantes Intrigenspiel. Sandra Cervik und Martina Ebm gelingt es glaubhaft, die schwindende wie zunehmende Souveränität ihrer jeweiligen Charaktere zu vermitteln. Neben der Leistung des weiblichen Ensembles, dem Susa Meyer noch eine resche Birdie beisteuert, darf nicht das mächtige Männer-Netzwerk vergessen werden: Sie alle, Alexander Pschill, Fritz Egger, Raphael von Bargen als auch Joseph Lorenz, sind Strippenzieher und nicht zuletzt Gewinner in diesem Diven-Spiel. Herbert Föttinger setzt ganz auf die Kraft seiner Darsteller. Deren Spielfreude beschert einen spritzigen Abend.
(Tiroler Tageszeitung)
Bis heute steht er an der Spitze jeder Oscar-Hitliste: Joseph L. Mankiewicz' Film "All About Eve" brachte es 1951 auf 14 Nominierungen. Das Theater in der Josefstadt konnte nun Oscar-Preisträger Christopher Hampton gewinnen, den Streifen für die Bühne zu adaptieren. Die Premiere in den Kammerspielen geriet am Donnerstag zum Erfolg.
Wirklich schief gehen konnte diese Uraufführung eigentlich nicht. Schließlich schrieb nicht nur Hampton das Buch: Daniel Kehlmann besorgte die Übersetzung ins Deutsche, auf dem Regiestuhl nahm Hausherr Herbert Föttinger selbst Platz. Dass diese zeitlose Geschichte rund um Erfolg, Neid und Missgunst an einem New Yorker Theater auch im Wien des Jahres 2018 zu überzeugen vermag, ist schlussendlich aber vor allem dem intensiven Spiel des Ensembles zu verdanken, allen voran der wandlungsfähigen Martina Ebm als junge Eve, die über den Umweg der Assistentin vom Fan zum Theaterstar wird und einer sich konsequent dem Verfall hingebenden Sandra Cervik als alternder Bühnenstar Margo Channing, den damals Bette Davis spielte.
Der Brite Hampton vertraut in seiner Theaterfassung stark der Vorlage, strafft und pointiert an einigen Stellen und setzt ganz auf die menschlichen Regungen, die in Extremsituationen seit Jahrzehnten (oder Jahrhunderten) dieselben geblieben sind. Walter Vogelweider hat dafür ein reduziertes Bühnenbild geschaffen: Ausgerechnet vor einer riesigen, leer bleibenden Leinwand spielt sich das Drama hinter den Theaterkulissen ab, die wahlweise lediglich durch ein beleuchtetes Garderobetischchen, einen Konzertflügel oder einen einsamen Baum angedeutet werden. Birgit Hutter hat das Ensemble in liebevoll gestaltete 50er-Jahre-Klamotten gesteckt, die Frisuren sitzen perfekt.
Und so hat Sandra Cervik viel Raum, sich von dem jähzornigen, schillernden Theaterstar in eine sich dem Selbstzweifel hingebende Frau zu verwandeln, die angesichts der jüngeren Konkurrenz eine Lebenskrise bekommt. Diese befeuert Martina Ebm als Eve, die sich im Laufe des zweieinhalbstündigen Abends vom hässlichen Entlein, das vor dem Bühneneingang auf den Star wartet, zur selbstbewussten Assistentin wandelt und schließlich als durchtriebener Jungstar endet. Die Männer können angesichts von so viel Frauenpower nur Stichwortgeber bleiben. Aber was für welche! Joseph Lorenz bezirzt nicht nur das Publikum als Erzähler und mächtiger Theaterkritiker Addison DeWitt, Alexander Pschill verleiht seinem Theaterautor Lloyd Richards eine fahrige Unsicherheit, die von dessen die Fäden ziehender Ehefrau (Martina Stilp) genährt wird. Raphael von Bargen darf als Regisseur Bill um seine wankelmütige Margot herumtanzen.
Föttinger macht in seiner Regie das einzig Richtige: Er lässt zu. Wenn Schauspieler Schauspieler spielen, stellt sich - zumindest bei dieser Besetzung - die Energie ganz von selbst ein. Der Retro-Charme schafft einen latenten Verfremdungseffekt, der die nötige Distanz schafft. Und so kann man sich zurücklehnen, um Martina Ebms Entwicklung nach oben zu verfolgen, während Cervik ihrer Margot einen zerstörerischen Drall nach unten gibt. Die Schonungslosigkeit, mit der Cervik ihren schleichenden Abstieg zelebriert, kennt man bereits aus früheren Rollen wie etwa in "Speed" oder zuletzt "Sieben Sekunden Ewigkeit", in der sie den Fall der Hedy Lamarr eindrucksvoll vor Augen führte.
(APA)
Direktor Herbert Föttinger hat mit Delikatesse, Ironie und scharfer Typenzeichnung inszeniert. Martina Ebm und ihr Opfer Sandra Cervik treten zu einem fulminanten Duell an. Joseph Lorenz, eine Pretiose in Zeiten aussterbender österreichischer Schauspielkunst, übt als aasiger Kritiker hypnotische Wirkung aus.
(Kronen Zeitung)
Vorgeführt wird das Personal, das sich hinter der Bühne so tummelt. Von der Garderoberin bis zur Schauspieldiva, vom Dramatiker bis zum Kritiker, den Fan nicht zu vergessen, und das Ensemble füllt diese klischierten Figuren lustvoll mit eigenständigem Leben und zelebriert genüsslich die Zwischentöne. Denn Hamptons Text strotzt vor trockenem Humor. Die Gemein- und Frechheiten werden mal subtil, mal hinterhältig an den Mann oder an die Frau gebracht. Alles wird hier so gesagt, wie’s gemeint ist, nur ausgesprochen als ob nicht.
An den Kammerspielen brillieren Sandra Cervik und Martina Ebm als durchaus sympathische, wenn auch exaltierte Margo Channing und bei ihr Einschmeichlerin und gewiefte Karriereplanerin Eve Harrington. Ebm vollführt die Verwandlung vom bescheidenen Mauerblümchen zum pelztragenden Starlet mit viel Fingerspitzengefühl für den Werdegang ihrer Figur, während die Cervik vormacht, wie elegant Sarkasmus sein kann. Joseph Lorenz fungiert als Erzähler am Mikrophon wie als Mitwirkender am Ränkespiel. Er gestaltet den Kritiker Addison DeWitt als distinguierten, selbstverliebten Snob, der meint alle nach seiner Pfeife tanzen lassen zu können. Als Meister des verbalen Schlagabtausches zeigen sich auch Alexander Pschill als schrulliger Erfolgsdramatiker Lloyd Richards und Martina Stilp als dessen Frau Karen, er aus Geldnot ein Überläufer zu Eve, sie die ehrliche und loyale Freundin Margos. Raphael von Bargen gibt Margos angesichts von Eves Avancen unerschütterlichen Liebhaber und Regisseur Bill Sampson, Susa Meyer burschikos die gute Seele und Garderoberin Birdie. Gioia Osthoff als ewiges Talent Claudia Caswell, Fritz Egger als Produzent Max Fabian und Swintha Gersthofer als Phoebe komplettieren den Cast.
"All About Eve" an den Kammerspielen punktet mit treffsicheren Dialogen und fulminanten Schauspielerleistungen.
(Mottingers Meinung)
Wie Martina Ebm die Wandlung der ehrgeizigen Eve vom grauen Mäuschen bis zur gefeierten Theaterdiva spielt, ist beeindruckend. An ihrer Seite besticht Sandra Cervik in der Glanzrolle der launischen Primadonna Margo Channing.
(Österreich)
Regie
Herbert Föttinger
Bühnenbild
Walter Vogelweider
Kostüme
Birgit Hutter
Musik
Mario Pecoraro
Dramaturgie
Leonie Seibold
Licht
Emmerich Steigberger
Addison DeWitt
Joseph Lorenz
Margo Channing
Sandra Cervik
Birdie
Susa Meyer
Lloyd Richards
Alexander Pschill
Eve Harrington
Martina Ebm
Karen Richards
Martina Stilp
Bill Sampson
Raphael von Bargen
Claudia Caswell
Gioia Osthoff
Max Fabian
Fritz Egger
Phoebe
Swintha Gersthofer
Statisterie
Georg Drahosch
Sandra Schuller
Robert Pichler
Christian Sappl
Denise Neckam
Manuel Waitz
Klavier
Belush Korenyi