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Theater in der Josefstadt
Premiere: 20.06.2013

Felix Mitterer

Jägerstätter

Uraufführung

ca. 2 Stunden, 25 Minuten, eine Pause

In Zusammenarbeit mit dem Theatersommer Haag 

Der oberösterreichische Bauer Franz Jägerstätter träumte im Jänner 1938 von einem Zug, in den immer mehr Menschen einstiegen, und er hörte eine Stimme sagen: "Dieser Zug fährt in die Hölle." Dies deutete Jägerstätter als Warnung vor dem Nationalsozialismus. Bei der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs gab er die einzige Nein-Stimme in seinem Ort ab. Am 1. März 1943 erhielt er die Einberufung zur Wehrmacht nach Enns und verweigerte dort den Kriegsdienst. Er wurde verhaftet und nach Berlin gebracht, dort verurteilte man ihn am 6. Juli wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode. Zahlreiche gutmeinende Menschen, darunter Freunde, Familie, Kleriker und auch Nazis, redeten ihm zu, die Verweigerung zurückzunehmen und damit sein Leben zu retten. Der sture Bauer aus St. Radegund gab aber nicht nach. So wurde er am 9. August 1943 durch das Fallbeil hingerichtet. Noch Jahrzehnte nach dem Krieg wurde Jägerstätter von vielen als Feigling, Verräter und "Bibelforscher" denunziert. 2007 endlich wurde ihm offiziell Gerechtigkeit zuteil, indem ihn die römisch-katholische Kirche selig sprach. Die Verachtung vieler blieb, die Familie spürt das noch heute. Vom Weg dieses sturen Bauern, dieses mutigen Mannes, der "Nein" sagte zu einem verbrecherischen Regime, "Nein" sagte zu den Massenmördern, wird das Stück handeln. Und von seinen Zweifeln und Ängsten, von seinen inneren Kämpfen, und von seiner Konsequenz, die uns weniger Mutigen ein Stachel im Fleisch ist. 
(Felix Mitterer)

Herzallerliebste Gattin. Und alle meine Lieben,
heute sind es nun 4 Wochen, da wir uns zum letzten Mal auf dieser Welt gesehen. Heute früh um zirka halb 6 Uhr hieß es sofort anziehen, das Auto wartet schon, und mit mehreren Todeskandidaten ging dann die Fahrt hierher nach Brandenburg, was mit uns geschehen wird, wussten wir nicht. Erst zu Mittag teilte man mir mit, dass das Urteil am 14. bestätigt wurde und heute um 4 Uhr nachmittags vollstreckt wird. Will euch nun kurz einige Worte des Abschiedes schreiben. Liebste Gattin und Mutter. Bedanke mich nochmals herzlich für alles, das Ihr mir in meinem Leben für mich getan, für all die Liebe und Opfer, die Ihr für mich gebracht habt, und bitte Euch nochmals, verzeiht mir alles, was ich Euch beleidigt und gekränkt habe, sowie Euch auch von mir alles verziehen ist. Es war mir nicht möglich, Euch von diesen Schmerzen, die Ihr jetzt um meinetwegen zu leiden habt, zu befreien. Ich danke auch unsrem Heiland, dass ich für ihn leiden durfte und auch für ihn sterben darf. Und vertraue auch auf seine unendliche Barmherzigkeit, dass mir Gott alles verziehen hat und mich auch in der letzten Stunde nicht verlassen wird. Grüßet mir auch noch herzlich meine lieben Kinder, ich werde den lieben Gott schon bitten, wenn ich bald in den Himmel kommen darf, auch für Euch alle ein Plätzchen anzuschaffen. Und nun alle meine Lieben lebet alle wohl und vergesset meiner nicht im Gebet.
(Franz an Franziska Jägerstätter, Brandenburg, 9. August 1943, Abschiedsbrief)

Im Haymon Verlag erscheint Anfang Juni das Buch zum Stück "Jägerstätter" von Felix Mitterer.
> Informationen

Ein wichtiger Abend. Grossartig inszeniert, die Darsteller fantastisch.(...)Stephane Mohr hat diesen Text großartig feinfühlig in Szene gesetzt(...)Gregor Bloéb spielt den Jägerstätter hinreißend, mit Mut zur Naivität(...)Gerti Drassl spielt einmal mehr fantastisch, ihre Darstellung der Franziska Jägerstätter rührt zu Tränen. Aber auch das übrige Ensemble hält das hohe Niveau(...)Fazit: Eine großartig durchkomponierte, zutiefst berührende, sehr wichtige Aufführung(...)Großer Jubel vom Publikum.
(Kurier)

Ein Glücksfall. Ein famos geführtes Ensemble. Rundum gelungen.
(Der Standard)

(...)ein Stück imponierender Vergangenheitsbewältigung, die an die Größe griechischer Dramen der Antike heranreicht(...)Hinreißend das einfache Bühnenbild von Miriam Busch und die bäuerlichen Kostüme von Alfred Mayerhofer. Stürmischer Jubel für alle Mitwirkenden(...).
(Kronen Zeitung)

Mitterer legte sein Stück in die richtigen Hände, die von Regisseurin Stephanie Mohr und die beiden Hauptdarsteller Gerti Drassl und Gregor Bloéb. Unglaublich, was zwischen den beiden auf der Bühne abgeht. Mitten im Albtraum sind sie ein Traumpaar. Es entsteht eine Energie, ein Sog, eine Eindringlichkeit – und das, wo das erzählte eh kaum zum Aushalten ist. Mohr inszeniert mit einem Gefühl, das man nur als Instinkt bezeichnen kann. Sitzt, passt und nimmt dem Publikum den Atem.
(Mottingers Meinung)

Stephanie Mohr inszeniert das in überwältigender Einfachheit und mit größter Obacht auf das vorzügliche Ensemble. Gregor Bloéb gibt nicht den depressiven Sonderling, sondern einen auf das Leben Versessenen, dessen Gewissen kein Erbarmen kennt. Phantastisch in der gleichrangigen Rolle der Ehefrau: Gerti Drassl.
(News)

Beindruckend. Jubel.
(Österreich)

Berührend, nachdenklich machend und zum Teil auch komisch.(...)diese letzte Premiere vor dem Sommer zählt in der Josefstadt sicher zu den glanzvollsten der Saison. Das Stück ist spannend und zügig durchkomponiert, die Regie von Stephanie Mohr dezent und stimmig und das Schauspielerensemble hervorragend, allen voran Gregor Bloéb als Jägerstätter und Gerti Drassl als Franziska.
(Ö1)

Regisseurin Stephanie Mohr gelingt eine bemerkenswerte Uraufführung.
(Die Presse)

Ein starkes Stück, eine starke Inszenierung.
(Kleine Zeitung)

(...)Stephanie Mohrs unglaublich stimmiger und schlauer Regie(...)
(Tiroler Tageszeitung)

Großartiges Theater!
(OÖ Nachrichten)

Glänzend Elfriede Schüsseleder als Jägerstätters kraftvolle Mutter und Michaela Schausberger (eine "echte" Oberösterreicherin) als die von ihm verlassene Kuhmagd, die sein Kind hat.
(Der neue Merker)

Gerti Drassl ist eine Idealbesetzung für Franziska Jägerstätter.(...)Drassls präziser, feiner Umgang mit Mitterers Sprache erzeugt Atmosphäre und berührt.
(Salzburger Nachrichten)

Es ist sehr gut gemacht. Ein starker Stoff, von einem gewiften Dramatiker in ein anrührendes, fesselndes, keine Sekunde lang langweiliges Stück gepackt. Dazu ein engagiertes Ensemble und Regisseurin, die das Ganze in stilsichere Bilder übersetzt. So muss kritisches Volkstheater aussehen.
(Deutschlandfunk)

Regie
Stephanie Mohr

Bühnenbild
Miriam Busch

Kostüme
Alfred Mayerhofer

Musikalische Leitung und Choreinstudierung
Stefan Lasko

Dramaturgie
Ulrike Zemme

Licht
Manfred Grohs

Franz Jägerstätter
Gregor Bloéb

Franziska, seine Frau
Gerti Drassl

Rosalia, seine Mutter
Elfriede Schüsseleder

Theresia, Mutter des ledigen Kindes von Franz
Michaela Schausberger

Oberlehrer, Ortsgruppenleiter
Michael Schönborn

Pfarrer Fürthauer
Matthias Franz Stein

Bürgermeister
Stefan Lasko

Rudi, Großbauernsohn
Christian Dolezal

Bischof von Linz
Peter Scholz

Offizier, älterer Oberst in Enns
Peter Drassl

Dr. Feldmann, Offizier und Anwalt von Franz in Berlin
Dominic Oley