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Kammerspiele der Josefstadt
Premiere: 24.10.2024

Marius von Mayenburg

Nachtland

ca. 1 Stunde, 25 Minuten, keine Pause

Die Menschen glauben lieber, als nicht zu glauben. Glauben Sie mir.

Ein ominöses Bild steht im Zentrum von Marius von Mayenburgs Komödie: Nach dem Tod ihres Vaters finden die Geschwister Nicola und Philipp ein unscheinbares Gemälde auf dem Dachboden, signiert mit “A. Hiller.” Oder könnte es doch “A. Hitler” heißen? Besser wärʼs, denn das würde seinen Wert gehörig steigern. Die Provenienz ist allerdings unbekannt, und nur mit einer solchen kann ein Bild von Adolf Hitler gewinnbringend verkauft werden. Während die jüdische Schwägerin entschieden für die Zerstörung des Bildes plädiert, erforschen Nicola und Philipp fieberhaft die Familiengeschichte. Oder konstruieren sie eine neue?

Mit lockeren bis bitterbösen Pointen geht Marius von Mayenburg den Fragen nach, ob die Trennung von Werk und Künstler uneingeschränkt möglich sein darf und wie weit moralische Prinzipien gelten, wenn finanzieller Profit im Raum steht.

Der britische Regisseur Ramin Gray inszenierte am Royal Court Theatre genauso wie bei den Salzburger Festspielen oder am Volkstheater Wien. International gefeiert, präsentiert er nun seine erste Arbeit für die Kammerspiele der Josefstadt.

Die vielfach ins Schwarze treffenden Sätze in von Mayenburgs Komödie lässt Regisseur Ramin Gray in hohem Tempo abfeuern: Kaum ist ein moralisches Minenfeld abgehandelt, schon sitzen die nächsten Treffer - mit etlichen Lachern und so manch nachdenklich machendem Seitenhieb. Dem Ensemble gelingt es, allen voran einer mit viel Furor agierenden Meisterle, die diversen Dynamiken, die hier aktiv werden, eindrucksvoll aufzuzeigen.
(APA)

Rasante Dialoge, die von wie gewaschenem Kopfsteinpflaster über "Schall und Rauch" bis hin zur Gestapo bitterböse viele Nationalsozialismusstachel setzen, treiben das Stück voran. Die Dinge eskalieren schnell. Johannes Schütz hat die schon aufgelöste leere Wohnung des Verstorbenen auf die Kammerspielbühne gestellt. Ramin Grays Inszenierung dauert nur 85 Minuten. Aber viel steckt drin: vom Familienmythos von den Regimegegnern – im Widerspruch zu diesem waren die Vorfahren wohl doch zumindest pro forma, wie halt alle, Parteimitglied der NSDAP – bis hin zum Umgang mit Palästina. George Taboris Mein Kampf und Charlie Chaplins Großer Diktator haben Humor als Mittel des aufklärerischen Umgangs mit dem Nationalsozialismus vorgeführt. Mayenburg macht sich nicht über Hitler lustig – sondern zielt auf jene, die heute Ethik hinter Gier stellen, hinter deren kultivierten Fassaden es brodelt. Er geht ziemlich in die Vollen, manches Lachen bleibt einem im Hals stecken. Das Darstellerquintett überschlägt sich fulminant. Tosender Applaus.
(Der Standard)

Ernste Debatten werden in dieser unheimlich geschickt gestrickten Gesellschaftskomödie auf durchaus nicht triviale Weise abgehandelt, deren Pointen das Publikum bis zuletzt laut lachen lassen. Oliver Rosskopf als nach Harmonie strebender Philipp redet sich virtuos in diverse Wirbel hinein, Silvia Meisterle beeindruckt als glaubhaft aufgewühlte Judith, Roman Schmelzer als teuflischer Hitlerbild-Sammler, Susa Meyer als dubiose Galeristin.
(Die Presse)

Ein hinreißendes Ensemble.
(KURIER)

Regie
Ramin Gray

Bühnenbild und Kostüme
Johannes Schütz

Dramaturgie
Matthias Asboth

Licht
Sebastian Schubert

Nicola
Martina Ebm

Philipp
Oliver Rosskopf

Judith
Silvia Meisterle

Fabian / Kahl
Roman Schmelzer

Evamaria, Galeristin / Luise
Susa Meyer